Hausärztinnen- und Hausärzteverband Oberberg
Hausärztinnen- und Hausärzteverband Oberberg

Statements des Vorstandes des oberbergischen Hausärzteverbandes

01.12.2024

 

"Was vertraulich ist, muss vertraulich bleiben." ist unsere zentrale Aussage zur elektronischen Patientenakte (ePA).Das Arzt-Patienten-Geheimnis muss geschützt werden und darf nicht durch durch die ePA durchlöchert und gefährdet werden.

 

Laut Gesetz müssen die Krankenkassen ihren Versicherten eine ePA zur Verfügung stellen, die von den Versicherten geführt wird.

Zunächst soll ab Januar 2025 in vier Testregionen (Aachen, Jülich,Düren,Essen) in Nordrhein auf Funktionalität und Zeiterfordernisse in Testpraxen getestet werden.

Wie die Evaluation erfolgt und wie veröffentlicht, bleibt bislang ein Geheimnis.

Etliche Provider für die Praxisverwaltungssysteme haben die ePA in ihren Laboren noch nicht testen können.

Prof. Kelber, bis Juli 2024 Datenschutzbeauftragter des Bundes sieht ein zu geringes Sicherheitsniveau und veraltete technische Standards, wie er an diesem Wochenende auf einem Kongress der Freien Ärzteschaft vortrug.

 

Welche Daten kommen in die ePA ?

 

Das Gesetz (Par. 341 SGB V) beschreibt , welche Daten auf der ePA möglich sind.

Die Versicherten besitzen die Kontroll- und Löschrechte und können die Zugriffsberechtigungen festlegen.

 

Kein Patient, den wir befragt haben, ist bislang durch seine Krankenkasse informiert, wie dieses Kontrollrecht in der jeweiligen ePA-App ausgeübt werden kann!

 

Bislang stellen die Krankenkassen die Versicherten vor die Wahl, ob sie generell der Speicherung von Daten auf ihrer ePA zustimmen.

 

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung geht in einem Leitfaden von September 2024 u.E. weit über die "Möglichkeit" im Gesetz hinaus und führt an:

"Vertragsärzte und -psychotherapeuten sind gesetzlich verpflichtet, die ePA unaufgefordert mit bestimmten
Dokumenten zu befüllen, sofern Patienten dem nicht widersprochen haben.

Diese Pflicht bezieht sich stets auf Daten, die ein Arzt oder Psychotherapeut in der aktuellen Behandlung erhoben hat und die elektronisch vorliegen. Voraussetzung ist immer, dass Patienten ihre ePA für diese Praxis nicht gesperrt haben.
eArztbriefe, Laborbefunde und mehr – Anspruch per Gesetz
Praxen sind mit Start der neuen ePA gesetzlich verpflichtet, folgende Dokumente (PDF) einzustellen:
› Befundberichte aus invasiven oder chirurgischen sowie aus nichtinvasiven oder konservativen diagnosti-
schen und therapeutischen Maßnahmen
› Befunddaten aus bildgebener Diagnostik
› Laborbefunde
› eArztbriefe"

 

Damit sollen  Befundberichte unaufgefordert in die ePA eingesellt werden. Zugriffsberechtigt sind auf Wunsch der Versicherten Apotheken , Zahnarztpraxen , Krankenhäuser usw.

Sollen diese vertraulich erhobene Daten erfahren, gynäkologische Befunde, psychische Befunde, Hinweise auf sexuell übertragene Erkrankungen, soziale Situation etc. ?

 

Diese Verpflichtung gibt das Gesetz nicht her.

 

Es gilt eine ausführliche Informations- und Aufklärungspflicht.

 

Soll das so laufen:

"Ich stelle die hier erhobenen Befunde ein, falls Sie das wünschen. Über die App können sie diese einsehen und ggfs. löschen oder sperren ?"

 

Die vertrauliche Arzt-Patienten-Beziehung kommt in eine Risikozone.

 

Der Gesundheitsminister schwärmte kürzlich öffentlich davon, dass 16 Mrd. Kontakte mit Gesundheitseinrichtungen pro Jahr wertvolle Datensätze für die Forschung mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz liefern, natürlich pseudonomysiert. Er wolle dazu Gespräche mit den US-amerikanischen Tech-Firmen (Microsoft, Google, Amazon) führen.

 

Der Ärztenachrichtendienst berichtet zu Prof. Kelbers Aussagen , dem Ex-Bundesdatenschützer :

 

Viele Daten kommen da automatisch rein, die sehr schützenswert sind“, warnte er. Dass auch die Krankenkassen die Daten durchforsten und Versicherten Empfehlungen geben können sollen, ist seiner Meinung nach nicht mit der Trennung im Sozialdatengeheimnis vereinbar, betonte der ehemalige Bundesdatenschützer. „Und das ist auch mit meinen Erfahrungen nicht vereinbar, die ich mit Krankenkassenmanagern so gemacht habe. Beim Thema Krankengeld wird da viel Druck ausgeübt.

19.02.2024

Wir haben die Antwort des MAGS zur Rechtsaufsichtsbeschwerde hinsichtlich der Organisationsänderung im Ärztlichen Notdienst erhalten. Dr. Krolewski: "Bei der Prüfung hinsichtlich rechtmäßiger Abläufe bei der Planung wurden nach Vorlage von Protokollen zu den Abstimmungsprozessen von der Aufsichtsbehörde keine REchtsverstöße festgestellt. Die seit über 30 Jahren verankerte Vorgehensweise, die Obleute bei Planungen zu beteiligen, wurde diesmal unterlaufen, kann aber rechtlich nicht bemängelt werden. Der Stellungnahme ist zu entnehmen , dass das Ministerium die großen Fahrentfernungen im Notdienst zwischen Radevormwald und Morsbach aufgrund der topographischen Besonderheiten , zum Anlss nimmt, die weiteren Entwicklungen aufmerksam zu verfolgen. Deshalb wird der KV Nerdrhein eine Berichtspflicht zum Notdienst auferlegt. Das begrüßen wir, fragen uns aber, wie intern die Belastungen und organisatorischen Schwierigkeiten erfasst werden sollen."

 

Weitere Infos finden sich in der Pressemitteilung vom 19.02.2024.

Der Vorstand des Oberbergischen Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes steht für die Positionierung der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin (DEGAM) gegen antidemokratische, rassistische und zutiefst menschenfeindliche Haltungen:

 

"Aus der „Deklaration von Genf – Das ärztliche Gelöbnis“ des Weltärztebundes: „Ich werde nicht zulassen, dass Erwägungen von Alter, Krankheit oder Behinderung, Glaube, ethnischer Herkunft, Geschlecht, Staatsangehörigkeit, politischer Zugehörigkeit, Rasse, sexueller Orientierung, sozialer Stellung oder jeglicher anderer Faktoren zwischen meine Pflichten und meine Patientin oder meinen Patienten treten.“

In Deutschland sind Ärztinnen und Ärzte dem Genfer Gelöbnis verpflichtet. Im Dritten Reich begingen zwischen 1933 und 1945 Mediziner / Medizinerinnen und Wissenschaftler / Wissenschaftlerinnen grausame Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Diese Verbrechen dürfen sich niemals mehr wiederholen.

Als medizinische Fachgesellschaft sowie als angehende und praktizierende Hausärzte / Hausärztinnen und Wissenschaftler / Wissenschaftlerinnen fühlen wir uns verpflichtet, uns jedweden Strömungen und Gedanken, die rassistisches, antidemokratisches und menschenfeindliches Gedankengut beinhalten, entgegenzustellen. Hausärztliche Praxen, hausärztliche Sprechzimmer, aber auch allgemeinmedizinische Institute, sind den Geboten der Menschlichkeit verpflichtet. Sie stehen allen Menschen offen – unabhängig von ihrer Herkunft, sexueller Orientierung, sozialer Stellung oder jeglichen anderen Faktoren.

Wissenschaft, aber auch Praxen, begrüßen nicht nur Kolleginnen und Kollegen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Patienten und Patientinnen anderer Herkunft in ihrer Mitte – sie wünschen sich vielmehr den Austausch mit ihnen, denn unser Land wäre ohne sie in jeder Hinsicht ärmer. Unser Gesundheitssystem, die ambulante Versorgung, die wissenschaftliche Forschung würden ohne die Unterstützung von Kolleginnen und Kollegen aus anderen Ländern nicht nur ärmer an Erfahrung und Expertise sein – sie würden kollabieren. Vor diesem Hintergrund warnen wir ausdrücklich davor, Menschen einen Platz in der Mitte unserer Gesellschaft abzusprechen. Unsere Sprechzimmer, Praxen und Arbeitsplätze stehen allen offen. Dafür stehen wir in jeder Hinsicht ein, dafür engagieren wir uns.

Für uns gelten die Worte von Margot Friedländer, Überlebende des Holocaust: „Ich sage, seid Menschen. Wir sind alle gleich. Es gibt kein christliches, kein muslimisches, kein jüdisches Blut. Es gibt nur menschliches Blut. Alles ist gleich. Wenn ihr Menschen seid, dann werdet ihr wissen, dass ein Mensch so was nicht machen würde.“

10.November 2023

 

Statement des Vorstandes des Oberbergischen Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes zu den bundesweiten Ärztinnen- und Ärzteprotesten bei einer sich zunehmend verschlechternden Finanzierungssituation im ambulanten Bereich:

 

"Die ambulante Medizin und Versorgung muss sicher und zukunftsfest finanziert werden. Seit Jahren hinken die Honorarabschlüsse im Korsett der gesetzlichen Bestimmungen zwischen Spitzenverband der Krankenkassen und Kassenärztlicher Bundesvereinigung hinter diesen Anforderungen her. Die Abschlüsse liegen jeweils unter der Inflationsrate und können Preis- und Personalkostensteigerungen nicht mehr auffangen. Die den Verhandlungen zugrundeliegenden Zahlen zur "Preiskomponente" sind völlig veraltet. In dieser Situation und nach einem aktuellen erneuten Abschluss in einem Schiedsverfahren von 3,85% Steigerung liegen die Nerven in der niedergelassenen Ärzteschaft blank. 20 Berufsverbände haben zu Protestmaßnahmen aufgerufen und auf einen drohenden "Praxiskollaps" hingewiesen. Diese Gefahren werden durch uns vorliegende Zahlen der Einnahmen- und Kostenstrukturen im hausärztlichen Bereich bestätigt. Es geht darum, dass Regierung und Gesetzgeber ihre Verantwortung wahrnehmen, dass die ambulante Versorgung keinen massiven Schaden nimmt ! Demgegenüber argumentiert Gesundheitsminister Lauterbach mit nicht nachvollziehbaren Zahlen  und versucht, die Forderungen von über 20 Berufsverbänden unglaubwürdig zu machen. Im Koalitionsvertrag steht, dass für den hausärztlichen Bereich Begrenzungsregelungen (Budgetierung) aufgehoben werden sollen. Dieses hat Gesundheitsminister Lauterbach aktuell angekündigt und ebenfalls seine Staatssekretärin am 21.09.23 beim Deutschen Hausärztinnen- und Hausärztetag in Berlin zugesagt. Die Umsetzung bedarf einer gesetzlichen Regelung. Wenn diese zu spät kommt, werden bei dem aktuellen finanziellen Bedarf Praxen insbesondere an der Altersgrenze schneller aufgeben, was insgesamt auch in Oberberg zu Versorgungskatastrophe im hausärztlichen Bereich führen würde. Beim Deutschen Hausärztinnen- und Hausärztetag im September in Berlin wurden einstimmig 6 Kernforderungen verabschiedet. Aktuell stehen die hausärztlichen Praxen mit Teilnahme an der Hausarztzentrierten Versorgung besser da und bieten mit ihren Teams gute Betreuungs- und Koordinierungsleistungen bei wohnortnaher Erreichbarkeit an. Diese Strukturen sollen weiter entwickelt und mit den Krankenkassen verhandelt werden. Qualifizierte ärztliche und nicht-ärztliche Mitarbeiter:innen können dadurch bezahlt und notwendige Rücklagen gebildet werden. Mit der gegründeten HV Plus eG bieten wir im Verband weitere Unterstützungen an.

Die Kernforderungen für eine zukuntfsfeste hausärztliche Versorgung, in der ebenfalls bessere Chancen für  den notwendigen Nachwuchs bestehen lauten:

  • Reform der Versorgungsstrukturen 
  • Moderne Teamstrukturen in Praxen fördern und Versorgungsressourcen schonen 
  • Angemessene und faire Finanzierung 
  • HZV als Präventionsleistung fördern 
  • Digitalisierung, die funktioniert 
  • Reform der Approbationsordnung

Die Kernforderungen sind jeweils weiter ausgeführt und führen zu Organisationsstrukturen der hausärztlichen Versorgung (Hausärztliche Primärversogungs-Zentren, Genosenschaftliche Primärversorgungszentren, inhabergeführte Team-Praxen) mit Kosten- und Finanzierungsanalysen. Die qualifizierten Teams sind Voraussetzung für delegierbare Leistungen mit zunehmend qualifizierten MFA als Versorgungsassistent:innen in der Hausarztpraxis, angepasster IT-Struktur und Digitalisierung sowohl in den internen Prozessen als auch an den Schnittstellen.

Dadurch werden hausärztliche Praxen handlungsfähig für ihre Patient:innen und flexibel auch bei besonderen Situationen wie Pandemie und Extremwetterereignissen. Unvorbereitete und unterfinanzierte Strukturen brechen schnell zusammen, da sie keine strukturelle und personelle Resilienz haben. Da jede hausärztliche Praxis in Oberberg im Durchschnitt ca. 5.000 Behandlungsfälle im Jahr versorgt, kann sich jede:r vorstellen, welche Katastrophen eintreten, wenn ohne Gegenmaßnahmen in den kommenden 10 Jahren 75 hausärztliche Praxen in Oberberg ohne Nachfolger:innen in einem Unterfinanzierungsszenario wegbrechen !"

01.09.2023

 

Der Vorstand des Oberbergischen Hausärzteverbandes freut sich darüber, dass die Kollegin Feryal Hoch mit viel Engegament und Durchhaltevermögen während der Insolvenz von MVZ DerArzt in Gummersbach-Derschlag und einer Überbrückungstätigkeit in einer temporären Praxis in Gummersbach ab 01.09.2023 in Derschlag in eigener Praxis selbständig hausärztlich tätig werden wird.

 

Dr. Krolewski: "Dadurch finden viele Patienten in Derschlag und Umgebung wieder eine notwendige Hausarztpraxis neben einer bereits vorhandenen Hausarztpraxis vor. Früher gab es 6 Hausarztsitze in Derschlag in einem Versorgungsgebiet von 16.000 Einwohnern .

 

Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein hat die Notwendigkeit nach den geführten Gesprächen erkannt und für die Kollegin unterstützende Maßnahmen wie Förderung aus dem Strukturfonds und Vorbereitungskurse für die Niederlassung organisiert. Die vielen Bestimmungen, die für eine Vertragsarzttätigkeit gelten, müssen gelernt und beherrscht werden."

 

Im Gesundheitsausschuss des Kreises am 30.08.23 wurde das Thema durch den Leiter der Stabsstelle Gesundheitspolitik und Sicherstellung Jonas Bördner und den Leiter der Kreisstellen der KVNO Frank Stobbe dargestellt. Aufgrund der Erfahrungen sollen die Aktivitäten in den Fördergebieten intensiviert werden.

 

In einem Statement hat Dr. Krolewski dieses Vorgehen gewürdigt, gleichzeitig aber auch auf die drohenden weiteren Entwicklungen hingewiesen aufgrund der von der Kassenärztlichen Vereinigung vorgelegten Zahlen des Durchschnittsalters der niedergelassenen Hausärzt:innen im oberbergischen Kreis mit 56 Jahren und rechnerisch Ausscheiden von 7-8 Praxisinhabern pro Jahr innerhalb der nächsten zehn Jahre. Dieses kann  durch den Nachwuchs, gemessen an den abgeschlossenen Facharztprüfungen in Allgemeinmedizin , alleine nicht aufgefangen werden und bedürfe weiterer Maßnahmen wie Qualifizierung von nicht ärztlichen Mitarbeitern zur Sicherung der hausärztlichen Versorgung im Oberbergischen Kreis im Rahmen delegationsfähiger Leistungen im Team der Hausarztpraxis. Ebenfalls wird es bedeutsam sein, Hausärzt:innen, die bereits an der Altersgrenze sind (30 %) noch weiter in der Versorgung zu halten. Es gilt die Zeit bis 2028 zu überbrücken, wenn nach Erhöhung der Medizinstudienplätze in NRW mehr Ärztinnen und Ärzte in die hausärztliche Weiterbildung kommen.

Der Sachverständigenrat im Gesundheitswesen hat in einem Gutachten 2014 für Planungsbereiche mit einer Minderversorgung erhebliche Zuschläge vorgeschlagen, um der sich darstellenden Entwicklung entgegenzuwirken. Daraus ist bislang im Bereich der Kassenärztlichen Vereinigungen und der gesetzlich vorgeschriebenen Honorierungsmaßstäbe nichts geworden. Arztpraxen, die ausscheiden, schließen nach Abgabe einer Verzichtserklärung gegenüber der kassenärztlichen Vereinigung innerhalb von drei Monaten ihren Praxisstandort , wenn kein Nachfolger zu finden ist . Dabei wird Patienten empfohlen, sich eine neue Hausarztpraxis zu suchen, wobei aber im Umfeld  keine Kapazitäten mehr gegeben sind. Im Planungsbezirk Gummersbach mit den Kommunen Reichshof, Bergneustadt, Wiehl, Gummersbach, Marienheide sind derzeit 15,5 Hausärzte unbesetzt, wobei die in Derschlag weggefallenen als Sitze noch nicht mitgezählt sind.

Es bedarf konzertiertee Aktionen, um dieser Entwicklung zu begegnen und auch Kommunen, die in Erwägung ziehen sollten, kommunale MVZ zu begründen und damit ein unternehmerisches Risiko übernehmen würden, benötigten dazu betriebswirtschaftliche Analysen.

Die Kassenärztliche Vereinigung sei auch aufgefordert, solche vorzulegen. Bei der Hausarztzentrierten Versorgung als Vertragsgegenstand zwischen Hausärzteverband und Krankenkassen kommt es zu sehr viel besseren betriebswirtschaftlichen Ergebnissen.

 

25.08.2023

 

Honorarverhandlungen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Ergebnisse und Bedeutung der Hausarztzentrierten Versorgung im Vergleich

 

Aktuell werden in Berlin Honorarverhandlungen zwischen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und dem Spitzenverband der Krankenkassen für die ambulante ärztliche Versorgung geführt, genauer gesagt zu den Eckwerten, mit denen die Versorgung über die Kassenärztlichen Vereinigungen finanziert wird auf dem Boden des Sozialgesetzbuches V.

Die gesetzlichen Regelungen beinhalten Vorschriften zur Budgetierung, Mengenbegrenzung und Ausschöpfung von "Wirtschaftlichkeitsreserven".

Die vom Bundesamt für Statistik zugrundegelegten Kostenstrukturen werden dabei berücksichtigt. Dieses werden alle vier Jahre ermittelt und zuletzt zu 2019 veröffentlicht.

Demgegenüber kommt es zu Inflations- und Kostensteigerungen sowie steigende Tarifkosten, die die Praxen treffen. Aktuell stellen die Kassen eine Steigerung von 2,1% in Aussicht, die Kassenärztliche Bundesvereinigung fordert 10,2%, um den Kostensteigerungen gerecht zu werden, da sonst ein "Praxiskollaps" droht. Um das zu unterstreichen , fand am 18.08.23 in Berlin ein Protesttag mit 800 Teilnehmer:innen aus allen KV-Bereichen statt, auch der Hausärzteverband Nordrhein war vertreten.

 

Der von der KV ermittelte hausärztliche Fallwert pro Quartal mit 80% aller hausärztlichen Leistungen nach dem einheitlichen Bewertungsmaßstab bei Untersuchung, Beratung und Behandlung betrug im 3. Quartal 2019 43,97 EUR und beträgt aktuell im 3. Quartal 2023 44,74 EUR, d.h. eine Steigerung von 0,77 EUR (1,8 Prozent! in 4 Jahren). Dieses betrifft  alle Hausarzt- Praxen, die ihre Leistungen über die Kassenärztliche Vereinigung abrechnen.

 

Dr. Krolewski: "Wer behauptet, dass Hausarztpraxen im Abrechnungssystem nach dem Einheitlichen Bewertungsmaßstab und den gesetzlich vorgeschriebenen Honorarverteilungsmaßstäben noch wirtschaftliche Reserven haben, kennt die Zahlen und Auswirkungen nicht. Zum Glück steigen immer mehr Hausarztpraxen mit ihren Patient:innen auf die Hausarztzentrierte Versorgung um, finanziert über Versorgungsverträge des Hausärzteverbandes mit allen Krankenkassen.

Diese Verträge  sichern die Wirtschaftlichkeit von Hausarztpraxen und die hausärztliche VErsorgung der Patient:innen,  die Bildung von notwendigen Rücklagen und Investitionen in die Praxisstruktur, tarifliche Bezahlung der Mitarbeiter:innen im Hausarztteam und Weiterentwicklung der patientenorientierten Versorgung gemeinsam mit den Krankenkassen, die in der Stärkung der hausärztlichen Versorgung auch wirtschaftliche Vorteile haben."

 

Die Hausärzt:innen im Hausärztlichen Qualitätszirkel Oberberg-Mitte sind unisono hoffnungsvoll, dass die hausärztliche Tätigkeit anerkannt ist, nicht "wegdigitalisiert" wird und in hausärztlich verhandelten Verträgen gut weiterentwickelt werden kann.

 

Aus diesem Hintergrund sollen über das Genossenschaftsprojekt HV Plus eG im Hausärzteverband strukturelle und organisatorische Stärkungen von Hausarztpraxen in der Genossenschaft erfolgen bis hin zu Betriebsführungen .

 

Dr. Krolewski: " Wir sehen darin auch eine große Chance für oberbergische Hausarztpraxen und zur Sicherung von Praxisstandorten, deren Inhaber:innen in den kommenden 10 Jahren zu 50% das Rentenalter erreichen. Der Nachwuchs wird sich ebenfalls dafür interessieren."

31.07.2023

Nach der von uns im September 2018 erfolgreich eingebrachten Resolution "Klimawandel und Gesundheit" im Deutschen Hausärzteverband mit Beschluss zum verbindlichen Agenda-Setting sowie den Beschlussfassungen des Deutschen Ärztetages engagieren sich immer mehr Hausärzt:innen in ihren Landesverbänden und im Bundesverband dazu.

Dr. Krolewski: "Wir freuen uns über die gemeinsame Initiative mit dem Bundesgesundheitsministerium und KLUG zu Hitzeschutzmaßnahmen in Hausarztpraxen zum Schutz der Patient:innen und den Fortbildungsangeboten im IhF dazu. Hitzewellen in Europa gehören aktuell zu den tödlichsten Risiken in der Klima-Krise und schutzmaßnahmen sind dringend erforderlich."

 

Weitere Informationen: https://www.hausaerzteverband.de/themen/hitzeschutz/

12.07.2023

 

Der Vorstand des Oberbergischen Hausärzteverbandes begrüßt die Initiative des Bundesgesundheitsministeriums zu Long-Covid. Ca. 32 Mio. Menschen in Europa leiden an den Folgen der PAndemie, nach unseren Einschätzungen in Oberberg ca. 450 Erwachsene und eine unbekannte Zahl von Kindern und Jugendlichen.

Bei unsicherer Prognose und fehlenden therapeutischen Ansätzen ist es eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, Beratungen und Kompetenzen sowie Versorgungskonzepte anzubieten und die Betroffenen und ihre Angehörigen zu unterstützen.

 

Zur Initiative auf das Bild klicken.

 

29.05.2023

 

 

Stellungnahme des Vorstandes des Oberbergischen Hausärzteverbandes zu MVZ DerArzt GmbH in Gummersbach-Derschlag , zur Versorgungslage und Rahmenbedingungen sowie Zukunftsoptionen
 
Die im Zusammenhang mit der seit Anfang Mai durchsickernden und am 17.05.23 durch den Geschäftsführer der MVZ DerArzt GmbH gegenüber der Presse und später gegenüber Kreis, KVNO und uns bestätigten wirtschaftlichen Schieflage mit angekündigter Imsolvenz führen in der Analyse und aufgrund der gewonnenen Erkenntnisse und Einschätzungen nach vielen Gesprächen zu folgenden Feststellungen:
 
1. Schwere Defizite bei MVZ DerArzt GmbH in Gummersbach-Derschlag
 
MVZ DerArzt hat seit vielen Monat ein struktureller und finanzielles Defizit entwickelt, welches auch nach Wegfall der Corona-Zuschläge und außerbudgetär vergüteten Leistungen sowie inzwischen stark reduzierten telemedizinischen Leistungen nicht mehr aufgefangen werden konnte. Zudem entwickelte sich ein Einbruch in den personellen ärztlichen und nicht-ärztlichen Ressourcen durch Kündigungen und Krankenstände.Eine weitere Analyse zu Mißmanagement durch die Betriebsleitung bei Abrechnungen bedarf einer weitergehenden Revision z.B. durch einen Insolvenzverwalter und externe Rechnungsstellen bei der KVNO.Wir sehen eine finanzielle Unterdeckung von mindestens 25 V.H., die unter den gegebenen Rahmenbedingungen eine Sanierung in der bestehenden Struktur als schwierig erscheinen lassen.
 
2. Die akute Gefahr
 
Die akut drohende Gefahr bei wirtschaftlicher Handlungsfähigkeit und fehlenden personellen Ressourcen am Standort Derschlag ist ein Wegfall der hausärztlichen Versorgung von mindestens 3.800 Patient:innen, darunter Schwer- und chronisch Kranke. Die im Radius von 5 km entfernten Praxen wären bei Übernahme mit einem Anstieg von ca. 40 Prozent der Behandlungszahlen konfrontiert bei bereits Situation an der Belastungsgrenze. Diese zunächst von der KVNO in Düsseldorf (Hauptstelle) favorisierte Lösung wurde von uns erfolgreich widerlegt. Inzwischen erkennen alle Akteure und ebenfalls Kommune und Kreis die Bedeutung des Standorts in Gummersbach-Derschlag für die hausärutliche Versorgung an, die ein Versorgungsgebiet von ca. 16.000 Einwohner:innen erfasst und die die nordwestlichen Teile von Reichshof , die westlichen Teile von Bergneustadt und östliche Teile von Gummersbach umfasst.
 
3.Das Gespräch zur Lage auf Initiative des Landrats am 25.05.23
 
Wir begrüßen es ausdrücklich, daß der Landrat zu einem klärenden Gespräch am 25.05. eingeladen hat, an dem Bürgermeister Helmrnstein, der Vorstandsvorsitzende der KVNO Dr. Frank Bergmann und andere Mitarbeiter der KVNO , der Kreisstellenvorstand der KVNO , Dr. Krug-Peltier und Dr. Jörg Blettenberg, sowie der Vorsitzende des Oberbergischen Hausärzteverbandes Dr. Ralph Krolewski und die Geschäftsführung von MVZ DerArzt GmbH teilnahmen. In dem Gespräch konnten Problemstellungen identifiziert werden, die einer weiteren intensiven Bearbeitung bedürfen. MVZ DerArzt GmbH , eingebunden in die MVZ DerArzt-Gruppe, in welcher der Geschäftsführer in Derschlag mehrere Funktionen innehat, müssen Entscheidungen zur Weiterführung unter Insolvenzbedingungen und Sanierung, Aufgabe oder Veräußerung treffen. Zu Details wurde Stillschweigen vereinbart.Die KVNO will aktiv für die hausärztliche Versorgung in Derschlag tätig werden, was ebenfalls von uns begrüßt wird. Dieses bezieht Zulassungsfragen von bereits in Derschlag tätigen Ärzt:innen bei Bereitschaft zu einer selbständigen Tätigkeit mit ein.Sollte es in den kommenden Wochen vor Aufbau künftiger Strukturen zu einem Zusammenbruch der Versorgung kommen , wollen sich Hausärzt:innen in Organisation durch das Hausärzteverbandsmitglied und Mitglied des KVNO-Kreisstellen Vorstandes in einem Notfall-Vertretungsprogramm engagieren, um in Abstimmung mit MVZ DerArzt GmbH in Derschlag rotierend unterstützend tätig zu werden.
 
4.Ohne Engagement von Ärzt:innen bei MVZ DerArzt GmbH unter schwierigen Umständen wäre der Notstand schon da
 
Wir haben Hochachtung vor den in MVZ DerArzt in Derschlag angestellten zwei Kolleg:innen, die mit 5 MFAs derzeit alles tun, damit unter den schwierigen Umständen Patient:innen versorgen. Wir sind mit Ihnen in Verbindung und haben Unterstützung bei allen Fragestellungen auch zu künftigen Gestaltungsmöglichkeiten zugesagt.
 
5. Chronische Unterfinanzierung im Honorarsystem der Kassenärztlichen Vereinigungen und Folgen, bislang kein Problem in der Hausarztzentrierten Versorgung mit Hausärzteverband und Krankenkassen
 
60 Prozent der hausärztlichen Praxen im Oberbergischen sowie MVZ DerArzt GmbH rechnen vollständig alle hausärztlichen Leistungen nach dem Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM) nach SGB V über die KVNO ab und nutzen nicht die wirtschaftlichen und strukturellen Vorteile der Hausarztzentrierten Versorgung nach Par. 73 b SGBV, die allen GKV-Versicherten ohne Zusatzkosten zur Verfügung steht und von allen Krankenkassen seit 2009 angeboten werden muss. Vertragspartner dazu ist der Hausärzteverband und das Rechenzentrum der Hausärztlichen Versorgungs-Gemeinschaft für die bundesweiten Verträge befindet sich in Köln. Seit 2016 ist die chronische Unterfinanzierung im EBM-System mit Auswirkung auf alle Fachgruppen gutachterlich beschrieben und umfasste für die nicht-operativen Fachgebiete , darunter hausärztliche Versorgung, in 2016 21 Prozent. Seitdem liegrn die jährlichen Honorarabschlüsse zwischen KVNO und Krankenkassen unterhalb der Inflation und können steigende Kosten in keinem Fall auffangen. Die Krankenkassen wollten gesetzlich eine Null-Runde bis 2025 gesetzlich verankern, womit sie gescheitert sind. Das wäre in einer bereits unterfinanzierten ambulanten Versorgung für alle EBM-abhängigen Praxen das wirtschaftliche Todesurteil gewesen. Angesichts dieser bedrohlichen Entwicklung haben sich die Vorstände aller 17 KVen in Deutschland, der Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und die Mitglieder der KBV-Vertretetversammlung im November 2022 in Berlin versammelt, um nach einem Ausweg zu suchen. Außer einer Erklärung zur notwendigen Reform der Honorarstruktur und Kostenermittlung für die ambulante Versorgung gab es bislang keine Ergebnisse unter den Bestimmungen zur vertragsärztlichen Versorgung im KV-System. Beim Gesundheitskongress des Westens Angang Mai 2023 in Köln trug der Vorstandsvorsitzende der KVNO Dr. Frank Bergmann ein 10-Punkte-Programm mit Forderungen für eine künftige und nachhaltige ambulante Versorgung vor, denen bislang jegliche Unterfütterung fehlt, sozusagen ein "Schuss zum Mond" mit der Hoffnung auf politische Resonanz. Bei absehbar weiterer Verschärfung der Situation mit drohender Entlassung von ärztlichen und nicht-ärztlichen angestellten Mitarbeiter:innen aus betriebswirtschaftlichen Gründen und massiven Liquiditätsengpässen und fehlenden Möglichkeiten, eine Nachfolge für Praxis-Standorte zu finden, sind massive Proteste zu erwarten. Die Unterfinanzierung droht dann in eine Versorgungskrise in allen KV-hoborarabhängigen Strukturen umzuschlagen, bei der die Derschlager Situation nur ein Vorgeschmack ist. In der Hausarztzentrierten Versorgung können bislang in Vertragspartnerschaft mit den Krankenkassen zu einer koordinierten und kontinuierlichen Versorgung , die wohnortnah erreichbar angeboten wird, sowohl notwendige Eigenkapitalquoten als auch Rücklagen und tarifliche Gehälter angeboten werden sowie berufliche Qualifikationen. Dem Hausärzteverband liegen betriebswirtschaftliche Auswertungen zur hausärztlichen Versorgung und Kostenstrukturanalysen vor, die von Dienstleistern für Gesundheitsorganisationen und -dienstleister angeboten werden, die flächendeckend den Ernst der Lage außerhalb der Hausarztentrierten Versorgung belegen. Neben den aufgeführten strukturellen Einbrüchen besteht auch die Gefahr, dass immer mehr Hausärzt:innen, die noch jenseits der Altersgrenze arbeiten und für die aktuelle Versorgung notwendig sind, aufgeben werden ohne Nachfolge.
 
6. Zukunftsfähige finanzierbare Strukturen mit 168 Hausärzt:innen mit vertretbarer Arbeitsbelastung in Oberberg
 
Zukunftsfähige hausärztliche Strukturen beinhalten wirtschaftlich stabile Situationen und Arbeitsbelastungen bis maximal 40 Wochenstunden ( aktuell ca. 55 Stunden). Bei dem sich darstellenden ärztlichen Fachkräftemangel im hausärztlichen Nachwuchs kann eine Umstellung auf 40 Wochenstunden mit dann erforderlichen über 220 Hausärzt:innen nicht gelingen und somit ca. 30 Prozent der Bevölkerung in eine Unterversorgung bis 2028 bringen. Mit qualifizierten Versrgungsassistent:innen in der Hausarztpraxis, die in hausärztlichen Teams arbeiten und zentraler Bestandteil von patientenbezogenen Entlastungsfaktoren neben einer funktionalen und die Versorgung unterstützenden Digitalisierung kämen wir mit 168 Hausärzt:innen in Oberberg zurecht. Die Finanzierung kann über die Hausarztzentrierte Versorgung erfolgen mit gleichzeitig guten Versorgungsstandards in den Teams der Hausarztpraxen und bürokratieschlanker Umsetzungs- und Honorierungsstruktur, die bereits seit Jahren störungsfrei läuft. Die einzige Chance für die künftige hausärztliche Versorgung im Oberbergischen Kreis. Fördermittel der KVNO und Krankenkassen für Niederlassungen in den Fördergebieten erleichtern Praxisübernahmen, entscheidend sind aber in der Folge die Betriebskosten und betriebswirtschaftliche Ergebnisse. Die Versicherten erwarten, dass ihre Versichertengelder in leistungsfähige und zukunftsfähige Strukturen gehen.Dabei bildet die hausärztliche Primärversorgung vor Ort ( auch in Zusammenarbeit mit Pflegediensten) das Rückgrat der Gesundheitsversorgung und kann durch keine andere Organisation im Gesundheitswesen übernommen werden. Dieses betrifft die schnelle Erreichbarkeit und die kontinuierliche Betreuung von chronisch Kranken in allen Lebensphasen mit den Kompetenzen der hausärztlichen Medizin, die umfangreich sind. Die Umsetzung auf dem Boden der Hausarztzentrierten Versorgung mit Stärkung der angebundenen Praxen sowie der gesetzlich möglichen Betriebsgestaltung soll die HV Plus eG für ihre Mitglieder übernehmen, ein von Hausärzt:innen im Hausärzteverband solidarisch gestartetes Projekt. Die Gründung ist abgeschlossen und in den kommenden Tagen soll die Eintragung ins Genossenschaftsregister erfolgen. Der Einfluss von Kapitalgesellschaften und Investoren auf die Genossenschaft ist ausgeschlossen. Beratender Sachverstand kommt aus der Hausärzteverbandsgruppe mit inzwischen ca. 270 Mitarbeiter:innen in Köln. Für das Projekt, das u.a. unter Mitarbeit des Vorstandes des Oberbergischen Hausärzteverbandes in den vergangenen Jahren entwickelt wurde , interessieren sich Politik und auch Bundesärztekammer. Alle erkennen offensichtlich , dass wir an einem Scheideweg stehen. Die Hausärzt:innen in Oberberg , in Nordrhein und demnächst evtl. in anderen Bundesländern sollen zu den Chancen der Hausarztzentrierten Versorgung interessiert und bei Teilhabe gefördert und unterstützt werden bis hin zu Gründung von Hausärztlichen Versorgungszentren. Das Projekt ist in der Konzeption groß gedacht , beginnt aber immer vor Ort. Die unterstützenden Strukturen sind bereits aufgebaut und in der Erweiterung.
 
7.Der andere bedeutsame Scheideweg: Hausärzt:innen-geführte Strukturen oder das Eindringen von Kapitalgesellschaften
 
Die Krisen in solchen Strukturen wie in Derschlag, hinter denen erkennbar investorgelenkte Gruppen in einem Geflecht vob Kapitalgesellschaften stecken, die dann bei Insolvenz an größere anonymere Unternehmen verkaufen, machen deutlich, daß es neben einem betriebswirtschaftlichen Scheideweg noch einen anderen und bedeutsamen gibt: Hausärztlich geführte Praxen und Versorgungszentren für die Patient:innen, die sich ihnen anvertrauen, oder profitorientierte Unternehmensgruppen,die eine Marktmacht anstreben u.a. im Oberbergischen Kreis und ausgehend von Standorten , auf die freie Arztsitze konzentriert werden. Der Vorstand des Hausärzteverbandes im Oberbergischen Kreis wird sich an den dargestellten Scheidewegen und den sich entwickelnden Krisen für die solidarischen Aktionen in der Hausarztentrierten Versorgung und der Hausärztlichen Versorgungs Plus eG einsetzen, für die oberbergischen Hausarztpraxen in Wohnortnähe und die von ihnen versorgten Patient:innen."
 
Gummersbach, Lindlar, den 29.05.23
Dr. Ralph Krolewski / Dr. Thomas Aßmann

12.01.2023 Aktuell kursieren viele Infekte, welche zur Inanspruchnahme der Hausarztpraxen führen: vorwiegend influenzaartige Krankheitsbilder, dazu Covid-19-Infektionen und RSV-Viren. Die Krankheitslast in der Bevölkerung und den Firmen ist hoch. Ohne Hausarztpraxen kann überhaupt nicht auf solche Situationen reagiert werden, sie handeln wohnortnah, erreichbar und schnell und sind verlässliche Partner für erkrankte Menschen in der Region und "Begleiter durch dunkle Zeiten", wie es vor ca. 4.500 Jahren auf einem ägyptischen Papyrus vermerkt wurde. Im östlichen Bereich des Oberbergischen Kreises zeichnet sich ein zunehmender Hausärztemangel ab. Wenn weitere Praxen nicht mehr nachbesetzt werden können, werden Kipp-Punkte überschritten, an denen Unterversorgung entsteht, d.h. nicht mehr zeitgerechte oder vorhandene hausärztliche Behandlung und Erreichbarkeit. Seit 2008 haben wir auf diese demographischen Entwicklungen hingewiesen. Der Hausärzteverband Nordrhein erarbeitet derzeit Konzepte, wie moderne Standorte durch die Verträge zur hausarztzentrierten Versorgung wirtschaftlich und attraktiv für den ärztlichen Nachwuchs betrieben werden können. Im System der über die Kassenärztlichen Vereinigung finanzierten Regelversorgung mit seit Jahren jeweils unter der Inflationsgrenze anwachsenden Finanzierungsvolumina tut sich eine immer größere Unterdeckung auf. Im Oberbergischen gehen ca. 40% der Praxen über die Hausarztzentrierte Versorgung bessere Wege, welche die Praxen und die Patienten absichern. Die anderen Praxen werden aufgrund von Preissteigerungen und Unterfinanzierungen absehbar mehr und mehr unter Druck geraten. Der Hausärzteverband bietet seit Jahren regelmäßig Informationsveranstaltungen zur Hausarztzentrierten Versorgung und den Vorteilen an.Für Patienten bedeutet das ohne Mehrkosten zu gut versorgten Stammpatienten einer Hausarztpraxis zu werden. Zusätzliche Merkmale wie Gesundheitsuntersuchungen alle zwei Jahre und neue Versorgungsmodule bei Krankheitsbildern, in welche Krankenkassen investieren,sind wegweisend.

18.11.2022

 

Wie können gesunde und klimafreundliche Gebäude der Zukunft aussehen für Menschen am Arbeitsplatz und in ihren Wohnungen mit sauberer Luft, Energieeffizienz, wassersparend und in allen Bauteilen und Inneneinrichtungen wiederverwendbar ?

 

Dr. Krolewski, Vorstand des Oberbergischen HAusärzteverbandes: "Die Stadt Venlo macht es uns vor, was möglich ist und wie umwelt- und menschenfreundliche Gebäude entstehen, welche die Zukunft nicht belasten durch die Auswahl der Materialien, der Konstruktionen, Fassaden- und Dachbegrünungen mit Vogelnistplätzen, naturbasierten Kühlungsystemen und dadurch optimierten Hitzeschutz."

 

https://c2cvenlo.nl/de/stadtverwaltung-venlo/

16.11.2022

 

Statement zum Welt-COPD-Tag:

 

"Der Vorstand des Oberbergischen Hausärzteverbandes  weist angesichts des Welt-COPD-Tages auf die Bedeutung dieses Krankheitsbildes, die Millionen von Menschen betrifft, hin.
Ca. 1,5 Millionen Personen in Deutschland haben eine mittelschwere bis schwere Form, die einer fortlaufenden medikamentösen Behandlung, rehabilitativer und physiotherapuetischer Verfahren bedarf.
Die COPD schreitet ohne Beseitigung der auslösenden Faktoren voran und ist mit einer Frühinvalidität, gehäuften Krankenhausaufenthalten bei Verschlechterung und erhöhter Sterblichkeit verbunden.
Schädigende zur Erkrankung und Verschlechterung beitragende  Faktoren sind Tabakqualm und Luftschadstoffe z.B. durch Verkehrsemissionen.
Der massive Rückgang von Notfallbehandlungen zu Atemwegserkrankungen,Herzinfarkten und Schlaganfällen während des Pandemiejahres 2020 in Verbindung mit einer deutlichen Verkehrsreduktion machen diese Zusammenhänge deutlich, die ebenfalls weltweit durch große Studien nachgewiesen sind.
 Saubere Luft ist für Kinder, Erwachsene und Senioren eine Voraussetzung für Gesundheit.
Feinstäube schädigen nicht nur die Lungen, sondern auch Immunsystem, Herz-Kreislaufsystem und Gehirn.
Kinder sind besonders vulnerabel.
Bei einer länger als 8 Wochen dauernden Hustensymptomatik sollte die Hausarztpraxis zur Abklärung durch Lungenfunktionsuntersuchung und Abklärung zu Risikofaktoren aufgesucht werden.
Individuell sind Rauchstop , körperliche Bewegung und auch Verminderung der PKW-Nutzung bedeutsam.
Bei inhalativer Behandlung mit Dosieraerosolen sollten Pulverinhalatoren nach Schulung bevorzugt werden, da gasgetriebene Inhalatoren eine 1.300fach stärkere schädliche Klima-Wirkung als CO2 haben.
Es macht keinen Sinn und ist gefährlich, durch Behandlungen die Klima-Krise voranzutreiben. Deshalb raten Hausärzteverband, Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und andere Fachverbände zum
Umstieg auf Pulverinhalatoren. Impfungen gegen Indluenza und Pneumokokken sind ebenfalls wichtig bei lungenkranken Personen .
Die Verkehrswende zu einer umweltverträglichen Mobilität mit Steigerung des Fuß- und Radverkehrs in Städten und Landkreisen verbessert ebenfalls massiv Gesundheitsrisiken,Wohlbefinden und das Erreichen von Klimaschutzzielen. Die Verbindung von Klimaschutz und Gesundheitsschutz ist von der Deutschen Ärzteschaft vor einem Jahr deutlich aufgrund der weltweiten Ergebnisse zu den Zusammenhängen dargestellt worden.
In diesem Zusammenhang müssen chronische Krankheiten  und die darauf wirkenden Faktoren gesehen werden.
Der Hausärzteverband greift diese Herausforderungen aktiv auf im Bereich Früherkennung, Risikoabklärung, Impfungen , stärkender aktiver Verfahren und Eintreten für eine schnelle Dekarbonisierung und Reduktion der

Luftschadstoffe als Forderung."

29.09.2022

 

GKV-Spitzenverband der Krankenkassen schlägt dem Gesetzgeber vor, bis 2024 alle ärztlichen Honorare einzufrieren. Ein katastrophaler Vorschlag, der existenziell die ambulante Versorgung gefährdet.

 

Der GKV-Spitzenverband hat in seiner Stellungnahme zum Entwurf des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes am 23.09.2022 gefordert, den niedergelassenen Ärzten und Psychotherapeuten einen Inflationsausgleich für die Jahre 2023 und 2024 vorzuenthalten . Zudem solle der Orientierungswert für das Jahr 2024 auf dem Niveau 2023 und Punktwertzuschläge für die Jahre 2023 und 2024 auf den Stand von 2022 eingefroren werden. Diese Maßnahmen sollen in §87 SGB V festgeschrieben werden.

Sollte der Gesetzgeber diesen Vorschlägen folgen, bedeutet das für die ambulante vertragsärztliche Versorgung   angesichts Inflation und steigenden Energiekosten eine reale und gesetzlich verankerte Liquiditätskürzung von 8 - 10 Prozent jährlich, ein beispielloser Vorgang und eine nicht hinnehmbare Kampfansage an alle diejenigen, die vor Ort die Menschen versorgen und unter erschwerten Pandemiebedingungen für die Patienten da waren und sind.

 

Dr. Krolewski:


"Praxen werden sehr schnell in massive finanzielle Schwierigkeiten kommen.


Der Vorstand des oberbergischen Hausärzteverbandes hat im Landesverband bereits Maßnahmen der Erfassung der Entwicklung und der Definition roter Linien mit nachfolgenden konzertierten Aktionen vorgeschlagen.


In Oberberg sind bereits zu viele Hausarztpraxen ohne Nachfolger* innen aus der Versorgung ausgeschieden. Sollten die Vorschläge des GKV-Spitzenverbandes Wirklichkeit werden, wird es absehbar keine Nachfolgen mehr für Hausarztpraxen an der Altersgrenze geben und bestehende Praxen in eine wirtschaftliche Existenzgefährdung kommen, was sich dann mit weitreichenden Folgen auf die Patientenversorgung auswirken wird, da es keine Kompensationsmechanismen gibt."


Eine Eskalation dieser Entwicklung darf auf keine Weise akzeptiert werden und bedarf einer öffentlichen Antwort wegen möglicher Gefährdung der Daseinsvorsorge vor Ort.

 

30.07.2021

 

Prüfsteine für politisches zukunftsfähiges Handeln, damit die externen Schocks nicht dramatisch zunehmen bis zur irreversiblen Katastrophe mit schwindenden Überlebenswahrscheinlichkeiten, sondern eine lebenswerte und gesunde Zukunft unter Nutzung aller Möglichkeiten im noch möglichen Zeitfenster gestaltet wird.

Zum "Welt-Erschöpfungstag" (Earth Overshoot Day) vorgestern, d.h.bereits  globales Aufbrauchen der natürlichen Ressourcen für 2021 ( weltweit bräuchten wir für unsere Lebensweise 1,73 Erden, durch Überkonsum in Deutschland 3 Erden) gab Inger Andersen, Direktorin von UNEP, folgendes Statement auf Twitter ab::

"Climate change. Biodiversity loss. Species extinction. Pollution. Waste. The root cause? Decades of unsustainable consumption and production.

#EarthOverShootDay TODAY reminds us we must live within the means of what the planet can regenerate.

Time to #MoveTheDate #ForNature https://t.co/qUdndVIwd0";

Statement des Vorsitzenden des oberbergischen Hausärzteverbandes zu Prüfsteinen für zukunftsfähiges politisches Handeln:

"Maßstab sollten die wissenschaftlichen Empfehlungen der von 195 Ländern autorisierten Wissenschaftler:innen des Weltklima-Rates sein im 2019 veröffentlichten Spezial-Report zur Landnutzung und den gravierenden Veränderungen durch Dürre und Wüstenentstehung, Bodenverschlechterung, Veränderungen der Landsysteme und Auswirkungen auf die gesellschaftlichen Systeme. Die Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger ist in autorisierter deutscher Übersetzung erschienen mit ebenfalls den Empfehlungen mit großem Potenzial zur CO2-Senkung durch Aufforstung, veränderte Landwirtschaft, veränderte Ernährung , Ökomanagement und Bodenschutz. Idealerweise ergibt sich ein C02-Reduktionspotenzial bis zu 22 GtCO2 pro Jahr, d.h. ein wesentlicher Baustein zum Erreichen der Klimaneutralität. Ein großer Teil von bis zu 10% aller Treibhausgasemissionen sind bedingt durch Lebensmittelabfälle !
Der Report sagt klipp und klar, dass Wetterentwicklungen und Extremwetterereignisse damit Zusammenhängen. In 2019 erschienen!

Aus diesem Grund ist die Bundestagswahl entscheidend, welche politische Kraft in unserem Land die Weichen stellt für eine Sicherung der Lebensgrundlagen und auf dem Boden wissenschaftlicher Erkenntnisse und Empfehlungen autorisierter UN-Organisationen mit Schaffung von Arbeitsplätzen in Verbindung mit sozialen Lösungen und damit sozialer Gerechtigkeit nicht kurzsichtig hinter den Katastrophen herläuft, sondern weitsichtig und entschlossen unsere Gesellschaft nach vorne bringt.

1/3 der kontinentalen Flächen sind Steppen. Deren Umschlag in Wüsten zu verhindern, bedarf eines Ökomanagements, welches auf 13 Mio. ha bereits gelungen ist . Zu dieser globalen Initiative s. den Vortrag von Allan Savory, aus Zimbabwe stammendem Biologen und Ökologen , der aufgrund der erforschten Zusammenhänge von Steppenpflanzen , Herden und Wildtieren Lösungsansätze entwickelt hat , die verdorrte Regionen ergrünen lassen in Zusammenarbeit mit lokalen Farmern in 5 Kontinenten.

Die World-Scientists haben jetzt in einem erneuten Warnruf in einer Peer-Review-Zeitschrift 6 vordringliche Handlungsfelder dargestellt:


Fokussierung im Ergebnis auf 6 dringende Handlungsfelder , die ich ins Deutsche aus der angeführten Quelle übertragen habe:

1. Energie(wende) und Ausstieg aus der fossilen Wirtschaft und Mobilität , CO2-Bepreisung in allen Sektoren bei sozialem Ausgleich, Verbot fossiler Brennstoffe zu definierten Zeitpunkten in Übereinstimmung mit den Zielen des Pariser Abkommens, Aufbau klimaneutraler Strukturen

2. Reduktion kurzlebiger Luftschadstoffe

3. Naturbasierte Lösungen zur CO2-Senkung (Waldentwicklung) und gleichzeitig Ökomanagement von erweiterten Naturräumen zum Aufhalten des 6. Massenaussterbens gem. IPBES- Expertenempfehlung

4. Ernährung und Agrarproduktion: Wechsel zu pflanzenbasierter Ernährung , Vermeidung von Lebensmittelabfällen und Veränderung der Anbaumethoden zur Verbesserung der Böden
(deutliche Reduktion der Flächen für Futtermittelanbau zur Fleischproduktion, aktuell 77 von.H. weltweit ), dadurch geringerer Landverbrauch, Schutz der Wildtierhabitats und geringerer Ressourcenverbrauch.

5. Wirtschaft, Übergang von einem unbegrenzten BIP-Wachstum und übermäßigem Konsum durch die Reichen hin zu einer ökologischen Ökonomie und einer Kreislaufwirtschaft, in der die Preise die vollen Umweltkosten von Gütern und Dienstleistungen widerspiegeln (Anmerkung: Kreislaufwirtschaft: UNEP-, EU-Zielsetzungen)

6. Bewvölkerung: Stabilisierung und schrittweise Reduzierung der Bevölkerung durch freiwillige Familienplanung und Unterstützung von Bildung und Rechten für alle Mädchen und jungen Frauen, was nachweislich für die Bevölkerungsentwicklung wesentlich ist  (Wolf et al. 2021).

Letztendlich:

Alle transformativen Klimaschutzmaßnahmen sollten sich auf soziale Gerechtigkeit für alle konzentrieren, indem sie den grundlegenden menschlichen Bedürfnissen Vorrang einräumen und Ungleichheit verringern. Als eine Voraussetzung für diese Aktion sollte die Bildung zum Klimawandel weltweit in die zentralen Lehrpläne der Schulen aufgenommen werden. Insgesamt würde dies zu einem höheren Bewusstsein für den Klimanotstand führen und gleichzeitig die Lernenden befähigen, Maßnahmen zu ergreifen.

Bei allen Entwicklungen sind Hausärzt:innen Frontliner , da das Klimasystem als Gesamtheit von Atmosphäre, Hydrosphäre, Geosphäre und Biosphäre und in den Wechselwirkungen mit Auswirkungen auf die Luftqualität, die Ernährung und die Menge und Qualität des Trinkwassers sowie Extremwettererignissen starke Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung und der Menschen haben und die Gesundheitssysteme, die sich diesen Herausforderungen stellen müssen.

Die vielfältigen Aspekte dazu werden bei der DEGAM , der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin , in der AG "Klimawandel und Gesundheit" auf dem Boden eines vom Vorstand einstimmig verabschiedeten Positionspapiers erarbeitet, sind Gegenstand von Vorträgen in nationalen Akademien und bei Wahlpflichtveranstaltungen mit Medizinstudent:innen in bislang 8 Universitäten sowie bei Tagen der Allgemeinmedizin von Lehrstühlen für Allgemeinmedizin.
Bei den Global Family Doctors soll von der Working Party Environment bei der Weltkonferenz im November 2021 in vier Workshops in Zusammenarbeit von Mitgliedern das hausärztliche Handlungsfeld zu Planetary Health dargestellt werden.


Die Interventionen und Maßnahmen leiten sich ab aus den epidemiologischen Studien zu den enormen gesundheitlichen Vorteilen einer Lebensstiländerung, die ebenfalls das Klima schützt und insbesondere aktive Bewegung im Bereich der Nahmobilität und pflanzenbasierte Ernährung umfasst sowie daran gekoppelte Anforderungen an urbane und ländliche Siedlungsentwicklungen.
Die aktuell auch in Deutschland erschienenen Veröffentlichungen zur Bedeutung von Naturkontakten mit porsitiven Wirkungen auf das Stress-System , Atemwegr und Immunsystem , sondern auch auf die Aktivierung präfrontaler Hirnstrukturen machen deutlich,, dass wir Mensch, Gesundheit und natürliche Umwelt nicht trennen können, die sich seit Tausenden von Jahren synchron entwickelt haben und durch eine disruptiv auftretende Technik mit Ressourcenverbrauch und Abfallerzeugung nicht auffangen lässt , sondern nur unter Würdigung der Zusammenhänge und Auswirkungen unterstützend eingesetzt werden kann. Dabei gilt es, sorgsam vorzugehen, denn nach Aussagen von Biologen sind die Ökosystemleistungen komplex ( wie die menschliche Gesundheit ebenfalls), nicht monokausal oder isoliert zu betrachten und in den komplexen Wechselwirkungen oft nicht oder nur annäherungsweise verstanden.>>>"

Dr. Ralph Krolewski

Gummersbach, den 30.07.2021




Zum Nachlesen und -hören

1.)IPCC-Spezial-Report zur Landnutzung, deutsche Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger:innen:
https://www.de-ipcc.de/media/content/SRCCL-SPM_de_barrierefrei.pdf

2.Allan Savory : Die Wüste begrünen, anschaulicher TED-Vortrag von 2013 mit deutschen Untertiteln (aktivieren)
https://youtu.be/vpTHi7O66pI

3. Savory-Institut für globale Unterstützung von Farmern und Land-Manager:innen
https://savory.global/

4. " World Scientists Warning of a Climate Emergency 2021"

https://academic.oup.com/bioscience/advance-article/doi/10.1093/biosci/biab079/6325731

28.07.2021

 

Statement zu den Presseberichten, dass wenige Personen zu den Impfungen erscheinen und Impfstoffe weggeworfen werden müssen:

 

"Das  Wegwerfen von Impfstoffen und die fehlende Möglichkeit der Verwendung andernorts sowie die im Impfzentrum um 85 Prozent zurückgegangenen Impfzahlen bei noch lange nicht erreichter ausreichender Durchimpfungsrate lassen die Alarmglocken schrillen. Diese Entwicklung stellt sich auch in den Hausarztpraxen dar.
Insgesamt hat der Bund nach vorliegenden Informationen 320 Mio..Impfdosen bei verschiedenen Herstellern bestellt, die bei abgeschlossener Impfung alle eine hohe Wirksamkeit gegen schwere Verläufe der Delta'-Variante und damit schwerer und bleibender Organ-Komplikationen haben.

Wir haben es also mit einem Überangebot an Impfungen bei dramatisch gesunkener Impfbereitschaft zu tun mit schneller Ausbreitung der Delta-Variante insbesondere bei 16-25-jährigen mit schnell steigenden Inzidenzzahlen, was der Mobilität und den Kontakthäufigkeiten folgt.

Die Delta-Variante führt zu einer hohen Viruslast im Rachenruam  und erhöht die Übertragungsrate in Hausgemeinschaften bei 1 infizierten Person von 42 auf 78 v.H., führt zu einem um 187 Prozent erhöhtem tödlichen Verlauf gegenüber der ursprünglichen SARS-CoV2-Variante bei Ungeimpften und zu einem um ca. 320 Prozent erhöhten schwerwiegenden Verlauf mit Organkomplikationen an Gehirn, Nervensystem, Herzmuskulatur, Nieren und Lunge.

Wenn sich 30 Prozent der oberbergischen Bevölkerung, und zwar die über 12-jährigen, nicht impfen lassen und sich unter Lockerungsbedingungen bewegen, bedeutet das:
Infektionsrisiko und Ansteckungsrisiko für andere in der asymptomatischen Periode ab dem 4. Tag in den kommenden Monaten: 78 v.H.( 81.600), davon 10 v.H. mit schwerem Verlauf (8.160), von denen 2.450 bei Überleben eine oder mehrere Organschäden davontragen können, gegen die es keine Therapie gibt.

Dagegen schützen die Impfungen zu über 90 v.H. bei zu vernachlässigenden Nebenwirkungen !
Bei Geimpften, die selbst hoch geschützt sind, wird das Übertragungsrisiko bei Infektion in häuslichen Gemeinschaften um 20 v.H. gesenkt, d.h. alle sollten geimpft sein.
Dadurch werden ebenfalls die jüngeren Kinder und Schüler geschützt, die nicht Verbreiter der Infektion sind, aber durch erwachsene Kontaktpersonen infiziert werden können.

Bei Ausbreitung der Delta-Variante kommen ebenfalls wieder die mit dem BioNTec-Impfstoff durchgeimpften Personen der Prio-Gruppe 1 in Gefahr, deren Immunantwort schwach ist bei über 80-jährigen.

30 v.H. der Bevölkerung entscheiden jetzt durch ihr Verhalten , ob der Kampf gegen die Pandemie verloren wird mit katastrophalen Folgen für die eigene Gesundheit und für die von anderen."

22.07.2021

Die extreme und mit hohen Opferzahlen, traumatisierten Menschen und hohen materiellen Verlusten einhergegangene Unwetterkatastrophe der vergangenen Woche , die ebenfalls im Oberbergischen Kreis Menschen in Gefahr gebracht hat, zu massiven Überschwemmungen geführt hat, ein Ärztehaus in Engelskirchen zum Einsturz brachte und eine extrem gefährliche Situation am Bever-Staudamm heraufschwor sowie Tausende von Feuerwehr, Rettungskräften , THW, DLRG und Polizei in gefährliche Einsätze zur Minderung der Katastrophenfolgen brachte , wirft zentrale Fragen zum Warnsystem auf , zu Hilfs- und Aufbauprogrammen und zur Risikobewertung der bereits eingetretenen Klima-Veränderungen.

 

Statement des Vorsitzenden des Oberbergischen Hausärzteverbandes:

 

"Die extreme Unwetterkatastrophe mit starkregenbedingtem Hochwasser, Sturz- und Geröllfluten in der 28. KW in Deutschland war die Folge einer besonderen Wetterlage bei einem mit hohen Luftfeuchtigkeiten einhergehenden Tiefdruckgebiet , dessen wissenschaftliche Einordnung hinsichtlich  einer Folge  des menschengemachten Klimaveränderungen noch erfolgt , wofür Einiges spricht . Bei lebensbedrohlichen Hitzewellen besteht dazu bereits eine eindeutige Evidenz. Die durch die Veränderungen der Erdsysteme (Atmosphäre,Ozeane, Landsysteme, Biosphäre) und ihrer Wechselwirkungen auftretenden zunehmenden Instabilitäten bedrohen immer mehr die menschliche Gesundheit mit vielfältigen Auswirkungen.Die dargestellte Verwundbarkeit von Regionen in Deutschland und Nachbarländern und die Opfer mahnen, die Klimaschutzbemühungen energisch und umfangreich an den Zielen des Paris-Abkommens auszurichten und in 2021 den Ausstieg aus den fossilen Energien zur forcieren. Jedes Zehntel Grad Erderwärmung gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter zählt und schlägt sich u.a. in der weltweiten Haufigkeit von Extremwetterereignissen nieder. Es gilt auch, im Katastrophenschutz umfangreich vorbereitet zu sein. Der Ausschlag des Extrems bei der jetzigen Flutkatastrophe zeigt einen dringenden Veränderungsbedarf für die Maßstäbe für Schutzkonzepte bei Jahrhundertereignissen und -wahrscheinlichkeiten  und für die Entwicklung künftiger Stadt- und Siedlungskonzepte."

 

15.08.2020

Statement Dr. Krolewski:

"Ein großer Fortschritt!
Nachdem der diesjährige Deutsche Ärztetag wegen der Corona-Pandemie ausgefallen ist, der das Schwerpunktthema "Klimawandel und Gesundheit" darstellen und in Leitanträge bringen sollte, zeigt der Vorstand der Bundesärztekammer Flagge und fordert eine Antwort im Gesundheitswesen auf die großen Herausforderungen. Die Vorarbeiten dazu haben wir in einer Arbeitsgruppe mit acht Teilnehmer*innen geleistet, wobei ich die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin vertreten habe.
Der Fachartikel "Klima und Gesundheit: Klimaresilienz-der Weg in die Zukunft" von Frau Prof. Troidl-Hoffmann , Helmholtz-Gesellschaft, beschreibt sehr gut den Umfang der Thematik und die Herausforderungen des Handelns für gesunde Menschen auf einem gesunden Planeten und erstmalig in diesem Umfang im deutschen Ärzteblatt. Damit schließt sich die deutsche Ärzteschaft in ihrem zentralen Publikationsorgan an die internationalen seit 2015 verstärkt dargesellten Zusammenhänge von Klimawandel und Gesundheit an und gibt ihnen eine Darstellung."

https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/115618/Bundesaerztekammer-mahnt-Hitzeschutzaktionsplaene-und-bessere-Vorbereitung-auf-Extremwetter-an

https://www.aerzteblatt.de/archiv/215039/Klima-und-Gesundheit-Klimaresilienz-Weg-der-Zukunft

14.08.2020 Die Aussage des Landrates der Presse gegenüber zur Testbereitschaft kann so nicht stehen bleiben. Berichtet wird heute in der Kölnischen Rundschau und im Kölner Stadtanzeiger:

 

"Die Test-Bereitschaft in der Ärzteschaftkönnte allerdings größer sein. In einergestern von der KV Nordrhein veröf-fentlichten Liste von Hausarztpraxen,die Corona-Tests durchführen, stehennur vier Mediziner aus Oberberg. Dieübrigen fürchteten offenbar, potenziellCorona-Infizierte in ihre Praxen zu las-sen, glaubt Hagt. Er hat den niedergelas-senen Ärzten deshalb angeboten, miteigenem Personal die Testeinrichtungendes Kreises zu nutzen, und die Bürger-meister gebeten, auf die Ärzte in ihrenKommunen zuzugehen. Inzwischenwachse die Bereitschaft, eigene Patien-ten abzustreichen. Verpflichtet seien dieÄrzte nicht dazu."

 

Wir haben dazu sofort Stellung gegenüber der Lokalredaktion bezogen:

 

"Sehr geehrte Damen und Herren,
 
die Aussagen zu den niederglassenen Hausarztpraxen können wir so nicht stehen lassen.
Ich verweise auf die von mir durchgeführte Umfrage bei oberbergischen Praxen, deren Ergebnis und
Interpretation ich auf der Homepage des Hausärzteverbandes Oberberg veröffentlicht habe und welches
ebenfalls der KV Nordrhein mitgeteilt wurde.
90% der Hausarztpraxen behandeln ihre Patienten mit Covid-19-Symptomatik.
Es geht nur um die asymptomatischen und zugewiesenen Patienten, zu denen 50% der antwortenden Praxen eine organisatorische Überforderung befürchten wegen fehlender Kapazitäten, da
die Regelversorgung kranker Patienten im Vordergrund steht. Aufgrund der Abnahme von Hausarztpraxen kommt es ebenfalls zu rückläufigen Kapazitäten für zusätzlich Leistungen, die ebenfalls
räumliche, personelle und zeitliche Ressourcen binden und ursprünglich und bis zu den Rechtsverordnungen des BMG gar nicht in den hausärztlichen Bereich fielen.
 
Landrat und ÖGD haben nicht nachgefragt. Eine genauere Analyse der Situation wäre wünschenswert.
 
Mit freundlichen Grüßen
 

Dr. Ralph Krolewski"

21.04.2020

Die ausgebrochenen Waldbrände mit schneller Ausbreitung, 30m hohen Feuersäulen und Vegegationsbrand im Boden stellen eine neue Dimension für Oberberg dar. Nur mit massivem Einsatz der oberbergischen Feuerwehren und Unterstützungskräften gelang es , eine größere Katastrophe mit Übergreifen auf Wohnsiedlungen zu verhindern. Den vielen Kräften und Helfer*innen gebühren eine hohe Anerkennung und Dank!

 

Voller Sorge müssen wir in die kommenden Wochen und Monate blicken, wenn es bereits jetzt im April so trocken und warm ist. Verwandelt sich Oberberg aufgrund des Klimawandels in eine "Buschfeuer-Region"?

 

Aktuell hat die globale Erderhitzung gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter (bis 1850) um 1,1 Grad zugenommen aufgrund der seit dieser Zeit stattgefundenen steigenden Treibhausgasemissionen durch die Menschheit. Diese Emissionen betragen heutzutage das 25fach des Jahres 1969 . Wärme und CO2 werden in den Ozeanen gespeichert, die sich langsam und  stetig ausbreiten. Die Korrallenriffe bleichen weg und damit die Nahrundggrundlagen für 15 Prozent der Menschheit, die sich aus den Meeren ernähren, die ebenfalls leergefischt werden.

 

Die Dürreperioden und -zonen breiten sich aus und vernichten zunehmend Ackerbauflächen. Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen,Starkregen und Hitzewellen nehmen zu.

2035 werden wir 1,5 Grad Erderhitzung übersteigen.

Wenn diese Entwicklung nicht durch eine schnelle Klimaneutralität gestoppt werden kann, drohen die Lebensgrundlagen über instabile Kipppunkte in den Erdsystemen wegzubrechen.

 

Ungebremst wird sich unser Planet innerhalb von 80 Jahren in einen erhitzten Planeten verwandeln wie seit 3,5 Mio.Jahren nicht mehr. Dann wird der Überlebenskampf bei Bedrohung von Milliarden Menschen  den Alltag bestimmen.

 

Deshalb rufen wir zur Teilnahme am globalen virtuellen Klimastreik am 24.04.2020 auf : Es ist Zeit, umfangreich zu handeln, Klimaneutralität anzustreben und endlich politisch die Weichen vollumfänglich dafür zu stellen.

 

"Klimapaketchen" reichen nicht aus!

Den fossilen Brennstoffen müssen jegliche Subvantionen entzogen werden (2017 noch 6,5 Billionen US-Dollar mit allen indirekten Subventionen nach einer Aufstellung einer Arbeitsgruppe der Weltbank .Die Politik muss endlich die weltweit übereinstimmende Wissenschaft ernst nehmen und eine nachhaltige Entwicklung in allen Bereichen einleiten sowie die Entwicklungs- und Schwellenländer unterstützen.

 

Wer jetzt nur auf Feuerwehren setzt, hat nichts kapiert !"

 

15.04.2020

In den vergangenen Wochen und künftig weiterhin steht das Thema Covid-19-Pandemie vorne auf der Agenda. Der Vorstand des oberbergischen Hausärzteverbandes hat dazu unter dem Menü-Punkt "Covid-19 Neues Coronavirus" veröffentlicht und Statements abgegeben. Der Austausch zwischen den Hausarztpraxen soll über Videokonferenzen vertieft werden. ebenfalls wurde eine KURZKOMM COVID-19 nach SBAR-Form zur sektorübergreifenden Kommunikation erarbeitet und beraten. Termine zu Video-Meetings hier.

01.01.2020

 

Statement zu den Feststellungen der Feinstaubbelastungen in der Silvesternacht 2019/2020 im Stadtteil Gummersbach-Bernberg:

 

"Allen Leser*innen dieser Zeilen nach überstandenen Feinstaubangriffen ein gesundes Neues Jahr und den notwendigen Mut für die notwendigen Änderungen für die Zukunft unserer Kinder , wünscht der Vorstand des oberbergischen Hausärzteverbandes.

Die hohen Feinstaubwerte in der Luft in Gummersbach-Bernberg traten unmittelbar nach Einsetzen des Silvesterfeuerwerks ein und erreichten Werte von über 600 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft der ultrafeinen Partikel 2,5 . 150 Min. später lagen die Werte immer noch bei 382 Mikrogramm und sanken dann langsam über insgesamt 12 Stunden auf Werte von 17 ab.
Als unschädlich gelten in Europa Werte von unter 25 Mikrogramm, in den USA von 12,5 Mikrogramm und bei der Weltgesundheitsorganisation von 10 Mikrogramm.
Die aktuellen Studien weisen weltweit einen Zusammenhang zwischen schweren Erkrankungen mit Krankenhausaufnahmen (Atemwegserkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Herzinfarkte) und Todesfällen auf auch bei kurzzeitiger Erhöhung der Feinstaubwerte nach und zwar pro 10 Mikrogramm Anstieg ca. 0,5 Prozent.
Da auch in den Innenräumen die Feinstaubwerte ansteigen (zwar nicht so hoch , aber bis ca. 60 Mikrogramm) , sind nicht nur die Menschen und Tiere betroffen, die sich draußen aufhielten, sondern auch diejenigen in Innenräumen in einem gewissen Ausmaß.
Da der ganze Stadtteil betroffen ist mit 5.500 Einwohner*innen, kann man vom Silvesterfeuerwerk als einem großflächigen Schadensereignis sprechen. Auf der Straße waren viele Hustenanfälle zu hören.

Insgesamt wurden in Deutschland diesmal 47.000 t Feuerwerk verballert mit einer von Jahr zu Jahr zunehmenden Steigerung ( innerhalb von 20 Jahren +50 Prozent), dazu kommen Verletzungen vorwiegend an Augen und Händen durch unsachgemäße Benutzung, Gehörschäden und Unfälle unter Alkoholeinwirkung. Auf den Straßen liegen nach Abziehen der Rauchgas-Schwaden jede Menge Feuerwerksmüll und Flaschenreste herum.

Ist das ein normales duldbares Festritual?

Wir meinen: Nein !

Die Silvesterböllerei sollte verboten und die Produkte nicht verkauft werden !

Das wäre verantwortliches Handeln, wie es bereits einige Städte tun und böllerfreie Zonen einrichten. In Luxemburg und Frankreich wurden generelle Verbote in Kommunen und Regionen (Departements) ausgesprochen. Dafür wurde an einigen Orten ein zentrales Höhenfeuerwerk für die Bürger*innen angeboten.

Die rote Nase von "Humor hilft heilen" , die ich bei den Berichten trug, soll versinnbildlichen, wie verrückt diese Situation ist. Mensch kann mit Humor und ohne Knaller auch feiern und Freude haben. Die Glückshormone können auch ohne Suff ansteigen .

 

Betrachten wir die neue 2020-Welt liebevoll und engagiert in den wichtigen Anliegen und Herausforderungen."

Klimawandel und Gesundheit: Aktivitätsbericht und Ausblicke 2020 mit den Wünschen zu einer gesegneten Adventszeit und Weihnachtsfest und einem guten Übergang nach 2020

14.12.2019

AKTIVITÄTSBERICHT zu "KLIMAWANDEL UND GESUNDHEIT": Rückblicke und Ausblicke mit den Wünschen zu einer gesegneten Adventszeit und Weihnachtsfest und einem guten Übergang nach 2020

 

Seit 1 Jahr hat es vielfältige Ereignisse und Aktivitäten zum Thema "Klimawandel und Gesundheit" gegeben. Diese sollen im Rahmen eines Rückblicks zu Aktivitäten und daraus resultierenden Zielsetzungen und Handlungsfeldern dargestellt werden, verbunden mit einem Gruß zum Jahresausgang und Jahreswechsel.

1)die WONCA-Environment-Gruppe der "Global Family Doctors" setzt sich für die Deklaration einer Climate-Emergency angesichts der weltweiten und regionalen Gefahrenentwicklungen angesichts der übereinstimmenden Gefahrenprognosen ein, was das Exekutiv-Kommittee von WONCA aufgegriffen hat:

https://www.globalfamilydoctor.com/News/FromtheCEOsDesk-Executivemeetingoutcomes.aspx

Mit den Autoren des Statements zur Deklaration bin ich als Teilnehmer an dieser Working-Group über die internationale Zusammenarbeit und Video-Konferenzen vernetzt. Aktuell wird ebenfalls ein Bericht von uns Teilnehmer*innen am COP25 Health-Summit für WONCA erstellt. Auf Deutsch habe ich meinen Bericht bereits erstellt und hinterlegt bei :https://www.hausaerzte-oberberg.de/klimawandel-und-gesundheit/weltklimagipfel-cop25-in-madrid/

 

2) ab Januar 2019 nimmt die AG "Klimawandel und Gesundheit" der Ärztekammer Nordrhein ihre Arbeit auf, in die ich berufen wurde.

Meine Schwerpunkte werden liegen im Engagement für einen umfangreichen über die Individualmedizin hinausreichenden "Public Health"-Ansatz, der wirkungsvoller ist bei nicht-übertragbaren Erkrankungen unter Ausklammerung der Akutmedizin  als jede andere Maßnahme in einer auf Krankheitsdiagnosen aufbauenden Gesundheitswirtschaft, die aufgrund ihres Ressourcenverbrauchs (der weltweit 454 Kohlekraftwerken entspricht) ohne präventive Ansätze zur Klimakatastrophe beiträgt. Vorbereitende Arbeiten erfolgten seit 2018:

 

- Verstärkter Einsatz für notwendige Transformationen zum Erreichen des 1,5-Grad-Zieles unter Einbezug eines ressourcenschonenden und resilienten Gesundheitswesens (Leitanträge für den DÄT 2020 werden in einer AG der Bundesärztekammer vorbereitet)

- Patientenbezogene präventive Konzepte in Verbindung mit "Planetary Health" für die Zielsetzung: "Gesunde Menschen auf einem gesunden Planeten", was ebenfalls im "One Health"-Ansatz mit Entwicklung gesunder Lebensräume unter Beteiligung des ÖGD nach einem aktuellen Leitfaden "Gesunde Stadt" des Landeszentrums für den öffentlichen Gesundheitsdienst NRW zum Ausdruck kommt und Konzepte zu Mobilität, Entwicklung gesunder urbaner Räume und Anreize zu mehr Bewegung in Bezug zu gesundheit beinhaltet  , ergänzt um nachhaltige Ernährungskonzepte und Ökosystemmanagement. Dieses erfordert interaktive in die Arzt-Patientenbeziehung eingebundene motivierende und mit einem positiven Narrativ verbundene Konzepte, die ich als "Klimasprechstunde" mit variablen patientenbezogenen Interventionen und Standardinformationen in das patientenbezogene Routinehandeln meiner Praxis eingeführt habe.

 

- Aktives Eintreten für Divestment-Strategien im Bereich der Ärzteversorgungswerke und der Anlagenpolitik von Institutionen im Gesundheitswesen nach ESG-Kriterien, um der Carbon-Industrie Investitionsmittel zu entziehen als Beitrag zur schnellen Decarbonisierung und Zukunftssicherung.

 

3) Aufgrund des am 26.11.2019 vorgelegten "Monitoring 2019" zur Situation der Klimawandelfolgen in Deutschland in Zusammenarbeit von 200 Berichterstattern aus 28 Behörden sind zum Handlungsfeld "Klimawandel und Gesundheit" Maßnahmen zum Aufbau resilienter Strukturen und zur Gefahrenabwehr erforderlich. Erstrangig stellt sich die Notwendigkeit von Hitzeaktionsplänen auf kommunaler und institutioneller Ebene dar mit der sofort durchzuführenden Maßnahme, sich an das Hitzewarnsystem des DWD anzuschließen, Basismaßnahmen zu kennen, Risikogruppen zu identifizieren , Verantwortlichkeiten und Kommunikationswege zu klären und Schutzkonzepte zu entwickeln bis hin zur Gefahrenabwehr bei Hitzewellen mit andauernder extremer Wärmebelastung als Großschadensereignisse mit Anforderungen an ärztlichen Notdienst, Rettungsdienst und Katastophenschutz und Gesundheitseinrichtungen auch im Rahmen einer gemeinsamen Einsatzsteuerung über die Kreisleitstellen. Wenn dazu noch Waldbrände mit Rauchgasexpositionen kommen und Trinkwassermangel bzw. Löschwassermabgel in Oberflächengewässern , kann es zu komplexen Einsatzlagen kommen. In Frankreich wird ab 38 Grad Wärmebelastung die Stufe "maximale Alarmierung" auf der Ebene der Departements ausgelöst. Für Deutschland habe ich vorgeschlagen, diese an Warnmeldungen durch den DWD gekoppelte Reaktionsstufe  als "Stufe K(atastrophenschutz)" zu bezeichnen.Eine Zusammenarbeit mit dem Umweltbundesamt und DWD im Rahmen des Klimaadaptationsnetzwerkes des Umweltbundesamtes und der deutschen Klimaanpassungsstrategie erfolgt als beauftragtes Vorstandsmitglied des Hausärzteverbandes Nordrhein.

 

4) Gründung einer AG "Klimawandel und Gesundheit" bei der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin mit Erstellung eines Strategiepapiers, welches vom Vorstand der DEGAM am 04.12.2019 angenommen wurde.

 

5) Fortlaufende Öffentlichkeitsarbeit (Presse,Statements, Tätigkeiten als Vortragender und Teilnehmer an Panel-Diskussionen) in 2019 und Berichterstatter des Hausärzteverbandes Nrordhein zu den Health-Summits der WHO bei COP24 (Katowice) und COP25 (Madrid) und in Kollaboration mit der Global Climate and Planetary Health Alliance, der Planetary Health Alliance und WONCA, die jeweils mit der WHO kooperieren.

 

6) Monitoring und teilweises Übersetzen der Schlüsselbotschaften von relevanten klimatologischen Forschungsergebnissen und Statements relevanter Forschungsgruppen mit fortlaufender Veröffentlichung auf der facebook-Seite des oberbergischen Hausärzteverbandes und schwerpunktmäßig auf  der Homepage www.hausaerzte-oberberg.de .

 

7) Vorbereitung von Workshops und Seminaren zum Thema "Klimawandel und Gesundheit" in 2019 (VHS, IhF) sowie Vorträge z.B. bei der kommenden Jahrestagung der Bauindustrie NRW.

 

8) Zusammenarbeit mit DoctorsForFuture und ScientistsForFuture zu den Inhalten der transformativen Herausforderung und Koppelung an Kommunikationsstrategien (Harvard, Climate Communication) in einer von Ambivalenz, Unwissenheit und divergierenden Interessen geprägten hochkonsumptiven und ressourcenverbrauchenden Gesellschaft, welche die eigenen Zivilisationsgrundlagen gefährdet. Zu den Inhalten maßgebliche Orientierung am "LancetCountdown" und den Aktivitäten hoch-ehrgeiziger Organisationen , Institutionen und Gruppierungen im Rahmen des Paris-Abkommens. Beispielhaft sind hiezu gemeint die "C40", die größten Megastädte weltweit mit fast 800 Mio. Einwohnern und hochehrgeizigen Maßnahmen zur Entwicklung nachhaltiger Städte, inkl. Ökobilanzierung, Zielsetzungen und Finanzierungen.

 

9) Bezug zur ethischen und wertegebundenen Dimension des Handelns zu "Klimawandel und Gesundheit" von Hippokrates (erster naturwissenschaftlich aufgrund von Umweltbeobachtungen und Lebensstil denkender Arzt mit Veröffentlichung der grundsätzlichen Schriften des "Corpus hippocraticum" und eines ethischen Kodex, der durch moderne Textanalytik dem Zeithorizont der ältesten Schriften zugeordnet werden konnte) bis zu den Empfehlungen des Weltärztebundes und der Canmnore-Declaration. In diesem Zusammenhang und anlässlich des Festaktes an der RUB zum 90. Geburtstag von Prof. Hellmut Flashar, Prof. em. für Altphilologie und Gräcistik, Autor von den "Meistererzählungen" zu Aristoteles und Hippokrates (2016) Kreation eines Buttons "Hippocrates For Future" und Bezug zur seit 2.500 Jahren geltenden ethischen Dimension unseres Berufsstandes seit den ersten Dokumenten in der Fortschreibung zur "größten Herausforderung des 21. Jahrhunderts".  Ebenfalls die evangelische und katholische Kirche in Deutschland haben zentrale Positionen und Konsequenzen zu einer nachhaltigen und gerechten Politik für mehr Klimaschutz veröffentlicht , orientiert am 1,5 Grad-Ziel des Paris-Abkommens wegen der " Verantwortung für die Schöpfung und aus Solidarität mit den Armen und mit zukünftigen Generationen..."(Deutsche Bischofskonferenz 04/2019).

 

Ich wünsche gemeinsam mit meinem Vorstandskollegen Dr. Thomas Aßmann allen Hausarztpraxen und allen Mitarbeiter*innen und unseren Partnern im Gesundheitswesen und darüber hinaus eine gesegnete Adventszeit , Weihnachtsfest und einen guten Übergang in das Jahr 2020.

Bleiben Sie gesund und behalten Sie das Wesentliche im Auge.

 

Mit besten Grüßen

Dr.med. Ralph Krolewski

Mensch statt Profit-                     Rettet die Medizin !

215 Ärzt*innen und 30 Organisationen im deutschen Gesundheitswesen haben den im STERN veröffentlichten Appell unterzeichnet.

 

Der Vorsitzende des oberbergischen Hausärzteverbandes unterstützt diesen Appell und hat folgende Stellungnahme an die STERN-Redaktion geschickt:

 

"Mind. 40 Prozent der Krankenhäuser arbeiten defizitär. Die sog. Basisfallwerte des DRG-Systems werden festgesetzt, wurden aber niemals betriebswirtschaftlich insbesondere hinsichtlich Personalressourcen berechnet. Die gewichteten Fallwerte sind krankheits- und nicht patientenbezogen und der sog. OPS-Katalog bewertet die Intervention und dabei weniger das konservative oder beratende Vorgehen. Die deutsche Gesundheitswirtschaft mit einer täglichen "Wertschöpfung" von über 1 Mrd. Euro setzt auf ICD-10-Krankheitsdiagnosen auf , über die ebenfalls die Zuteilungen an die Krankenkassen aus dem Risikostrukturausgleich erfolgen. Man kann das als "Geschäft mit der Krankheit" bezeichnen, welches bei angestellten Ärzt*innen bei dem ökonomischen Druck der Institutionen zu einer Unterwerfung der Ethik unter die Monetik führen kann. Es ist völlig richtig, sich dagegen zu wehren! Die WHO hat demgegenüber Gesundheit mit Wohlergehen (Wellbeing) verknüpft, was ebenfalls psychische, soziale und Umweltbedingungen einschließt. Dieses ist im "Ökosystem" des deutschen Gesundheitswesens abhanden gekommen , was ebenfalls die großen Public Health-Themen betrifft. Ganz schlimm ebenfalls die Belastungen der Pflege im europäischen Vergleich: In Deutschland durchschnittlich 50% mehr Patienten pro Vollzeitpflegekraft als im europäischen Durchschnitt!


Beleg: http://www.rn4cast.eu/about1.html

In der dualen Finanzierung der Krankenhäuser kommt es noch zu weiteren Engpässen durch die sinkenden Baukostenpauschalen der Länder. Diese decken nach DKG und Krankenhauszweckverbänden aktuell nur ca 30 Prozent des Investitionsbedarfs ab, was den Kostendruck noch erhöht und damit der Druck, Geschäfte mit der Krankheit zu machen.


Die Einführung eines auf ICD-10- Diagnosen aufbauenden und gesteuerten Gesundheitssystems war bei der Einführung vor 10 Jahren weltweit in diesem Umfang fast einmalig und wurde begründet, einen besseren Risikoausgleich zwischen den Krankenkassen zu schaffen. Aktuell wird zwischen den Gewinnern und Verlierern in diesem Verteilungssystem eine heftige Auseinandersetzung geführt und es gab staatsanwaltliche Ermittlungen und Durchsuchungen bei Krankenkassen wegen Manipulationsverdacht.


Darunter leiden Ärzt*innen und Patient*innen, die immer mehr einem ökonomischen Druck unterworfen werden. Nach dem Schätzerkreis des BVA wurde für die Krankenkassen für 2019 angesichts der hohen Rücklagen eine "Unterdeckung" und damit gewünschte Abschmelzung der gehorteten Versichertengelder von über 13 Mrd. Euro prognostiziert. Im ersten Halbjahr 2019 ergab sich nach einem Bericht der FAZ allerdings nur ein Defizit von 562 Mio. Euro.
Das Geschäft mit der Krankheit , die Verteilungsmechanismen und die Folgen sind ein gewaltiges Thema und berühren die Wurzeln des Gesundheitssystems mit Vernachlässigung des Patientenwohls und Ausüben eines enormen ökonomischen Drucks auf ärztliches Handeln , was die ethischen Grundsätze bedroht. Die Digitalisierungsoffensiven, die Krankenkassen und Politik im Munde führen und mit Heilserwartungen versehen, werden daran nichts ändern und sind ebenfalls unterfinanziert, was den Druck noch erhöht. Big Data-Sammlungen und Auswertung durch künstliche Intelligenz kann das Geschäft mit der Krankheit noch verschärfen und die notwendigen Änderungen zu einem fürsorglichen , begleitenden und resilienten sowie nachhaltigen Gesundheitssystem bei dieser Grundkonstruktion nicht leisten. Dieses müssen wir allen Technokraten, Bürokraten und Ökonomen entgegenhalten und ihren politischen Zuspielern und damit der "Deutungselite" im deutschen Gesundheitswesen.


Mit freundlichen Grüßen

Dr. med. Ralph Krolewski

Dr.med. Ralph Krolewski
Facharzt für Allgemeinmedizin
-Psychotherapie-
Dümmlinghauser Str. 76
51647 Gummersbach
Tel. (02261) 59840
Fax. (02261) 59981

1. Vorsitzender Kreisstelle Oberbergischer Kreis im Hausärzteverband Nordrhein e.V.
Vorstand Hausärzteverband Nordrhein e.V."
Gummersbach, den 08.09.2019

 

Impfungen und Agenda-2030

20.04.2019

Statement beim "Ärztenachrichtendienst" zur Pressemeldung, dass der Präsident der Bundesärztekammer Prof. Montgomery nicht nur Pflichtimpfungen bei Masern fordert:

 

"

UN-Agenda 2030: Impfungen sind ein Teil, aber die umfassenderen Themen werden in Deutschland ausgeklammert

Die Agenda 2030 (Unterziel 3 B2: Impfungen) steht  hinsichtlich des SDG 3  mit vielen anderen Zielen in einem engen Zusammenhang, z.B. SDG 13 : Climate Action zum Klimaschutz .

 

Das ist das entscheidende Zukunftsthema des 21. Jhdts., an dem sich in den kommenden 12 Jahren der weitere Lauf unserer Zivilisation und der Lebensgrundlagen (drohender ökologischer Kollaps ca. 2080) entscheiden wird.

 

Die Zusamemnhänge mit Gesundheit  werden bislang in Deutschland regierungsseitig und ebenfalls in der deutschsprachigen Presse ausgeklammert bis auf die jetzt aufkommende Diskussion zu "Hitzeplänen" und die kommenden kommunalen Vorbereitungen.

 

Beispiel:

                im Deutschen Ärztblatt Veröffentlichungen zum Thema                       "Klimawandel" : 250 Nennungen,

 

               im British Medical Journal:    13.827 Nennungen

 

d.h. der prozentuale Anteil in Deutschland liegt bei 1,8 Prozent im Vergleich zur Zeitung der britischen Ärzteschaft!

 

Die französischen Kollegen (Conseil National de l`Ordre des Médecins ) unterstützen  von Anfang an  die Aufrufe des Weltärztebundes: "Die Ärzte stehen in der vordersten Linie in der Auseinandersetzung mit den Folgen des Klimawandels." (CNOM-Präsident 2016) und arbeiten mit den Lancet-Commissions zusammen.

 

Die deutsche Ärzteschaft führt diesbezüglich ein Schattendasein.

 

Prof. Montgomery ist inzwischen Präsident des Standing Committee of European Doctors in Brüssel und sollte die Zusammenhänge der Nachhaltigkeitsziele und die Veröffentlichungen der Lancet-Commission "Lancet-Countdown" kennen, die das Standing Committee vor fünf Monaten in Brüssel vorgestellt hat.

 

Diese Einengung stellt sowohl die Bundesärztekammer als auch unsere Körperschaften international gesehen in ein Abseits, sozusagen in ein von SGB V-Themen und dem MoH beherrschtes Biotop und flankiert von einer Fachpresse, die in keiner Weise proaktiv ist, sondern nur das widerspiegelt, was die Deutungseliten im deutschen Gesundheitswesen für bedeutsam halten.

 

Ausnahmen (soweit mir bekannt):

 

Resolution des Deutschen Hausärzteverbandes "Klimawandel und Gesundheit" vom 22.09.2019

 

Beschlussfassung der Ärztekammerversammlung BaWü in 11/2018, dass auf die zunehmende Bedeutung des Themas "Klimawandel und Gesundheit" hingeweisen werden soll.

 

Bericht im Bayerischen Ärzteblatt 04/2019 zum WHO-Special Summit zu Klimawandel und Gesundheit bei COP24 in Katowice (Bericht des Autors)

 

Beteiligung von Ärzt*innen bei Scientists4Future mit fast 28.000 Unterstützer*innen aus D,A und CH und ebenfalls als Unterstützer*innen (Wissenschaftler*innen und Promovierte) des in der aktuellen Ausgabe von SCIENCE veröffentlichten Aufrufs von Klimawissenschaftlern an alle Disziplinen weltweit, die jungen Protestler in ihren berechtigten Anliegen zu unterstützen.

Alle Regierungen haben das Pariser Abkommen unterzeichnet und es wird bei den bereits bestehenden Möglichkeiten zu wenig getan, um die entscheidenden Zielsetzungen des völkerrechtlich verbindlichem Paris-Abkommens  zu erreichen.

Dem Brief sind als Supplement die Unterschriften von Tausenden Wissenschaftler*innen weltweit auf 52 Seiten beigefügt.

https://science.sciencemag.org/content/364/6436/139.2

 

Bei dem federführenden Wissenschaftler Peter Kalmus ,UCLA, wurde die Autorisierung der Übersetzung ins Deutsche angefragt.

 

Ich persönlich kann einen BÄK-Präsidenten nicht mehr ernst nehmen, der in seiner Amtsträgerschaft keinerlei Bemühungen zu dieser großen und entscheidenden Thematik erkennen lässt. M.E. ein Prüfstein für Nachfolger*innen.

 

Es sei auch noch erwähnt, dass Direktorin Breeden der Bank of England vor einigen Tagen einen dramatischen Appell gerichtet hat, sich auf den Klimwandel einzustellen, da Werteverluste von 20 Billionen US-Dollar drohen und das gesamte Finanzsystem gefährdet sei. "Hören wir auf den Donner am Horizint", wird sie zitiert. Es kann sich jeder ausmalen, was sowohl beim ökologischen Zusammenbruch als auch Zusammenbruch der Finanzwirtschaft vom deutschen Gesundheitswesen übrigbleibt.

 

Auch die "Gesundheitswirtschaft" müsste sich diesem Überlebensthema eigentlich zuwenden und des zu einem Schwerpunktthema beim "Hauptstadtkongress" oder " Gesundheitskongress des Westens" machen.

 

Moderne Global-Health-Forschung und Planetary-Health-Forschung mit Wissenschaftler*innen aus Deutschland in internationalen Forscherteams, die in us-amerikanischen und britischen Wissenschaftsjournalen veröffentlichen (PNAS, Royal Society), greifen mit anerkannten Klimamodellen und von der NASA-erhobenen Umweltdaten (Air pollution, Greenhouse-Gases etc.) wesentliche Public Health Themen auf.

 

Ein aktuelles Beispiel:

https://www.pnas.org/content/116/15/7192

 

Es stünde der Ärztschaft in Deutschland gut an, sich für die Verknüpfung der 5 großen "P" der Agenda 2030 zu interessieren und einzusetzen in ihrer Bedeutung für die Gesundheit und auf eine wissenschaftliche Grundlage zu stellen gegenüber den Interessen der Gesundheitswirtschaft, deren Existenz allerdings auch bedroht ist:

Bei einem dringend unbenötigten entscheidenem Kurswechsel bei gleichzeitig Divestment in Öl-,Gas- und Kohleindustrie (der Präsident des Weltärztebundes Eidelman hat im Dezember 2018 auf die Bedeutung der ärztlichen Versorgungswerke diesbezüglich hingewiesen, der fossil-fuel-Industrie die Investitionen zu entziehen !) können alle nicht nur überleben, sondern auch gewinnen:

 

People

Planet

Prosperity

Peace

Partnership

 

https://www.bmz.de/de/ministerium/ziele/2030_agenda/

https://www.un.org/en/sections/issues-depth/climate-change/

https://www.un.org/sustainabledevelopment/sustainable-development-goals/

Belastbarkeit von Hausärzt*innen

18.03.2018

 

Belastbarkeit von Hausärztinnen und Hausärzten und Auswirkung auf die Arzt-Patienten-Beziehung


Konsequenzen für ein fürsorgliches System auch für die Behandler

Statement des Vorstandes des oberbergischen Hausärzteverbandes:


Laut Forschungsergebnissen dauert der durchschnittliche hausärztliche Patientenkontakt in Deutschland 8 Minuten.


1/3 der befragten Hausärzte in OECD-Staaten gaben Erschöpfungssyndrome und Burn-out an (Ergebnis einer systematischen Review: 119 eingeschlossene Studien aus 67 Ländern mit 25,8 Mio. Patientenkontakten, veröffentlicht im BMJ in 10/2017).

Unter chron. Dauerstress verändert sich die Wahrnehmung von Patientenanliegen und es kann zu unangemessenen Verhaltensweisen von Ärzten kommen bei hohem eigenen Erkrankungsrisiko. Patienten werden unter "Fight or Flight"-Wahrnehmung gesehen.


Eine patientenzentrierte Versorgung (Paradigmenwechsel der Weltgesundheitsorganisation und des Weltärztebundes)  oder auch eine richtlinienkonforme  Versorgung sind unter diesen Bedingungen nicht durchführbar.
Der Einfluss von Stressmodus auf Wahrnhmung und Verhalten ist seit Jahrzehnten umfangreich belegt und durch die neuere Stressforschung hinsichtlich der Cortisolwirkung
auf neuronale Abläufe und andere physiologische Parameter und die daraus folgende Morbidität dargestellt.

Gerade in der hausärztlichen Medizin als Beziehungsmedizin sind Kommunikation , Wahrnehmung der Patientensituation als hermeneutischer und dialogischer Prozess und Reflexion des eigenen Verhaltens nicht nur unabdingbare Voraussetzungen, sondern auch durch Arbeitsfeldbedingungen
bedingt. Die Wirkstärke bei diesen Voraussetzungen, ergänzt durch reflektierte Kommunikationstechniken (WWSZ,NURSE und Motivational Interviewing) bei Anamnese und Gespräch und ergänzt durch körperliche Untersuchung (wird von Patientenseite als Zuwendung wahrgenommen) ist auch bei schwierigen
und chronisch kranken Patienten  und bei stigmatisierten Gruppen stark. Nach Statement des Präsidenten der WMA Desai kann eine erfolgreiche Behandlung nur als patientenzentrierte Behandlung gelingen und nicht als eine organspezifische, technische und fragmentierte Behandlung (WMA-Journal Okt. 2017).

In der Behandlung z.B.von schwer Opiatabhängigen im Rahmen von Substitutionsbehandlung , zumeist von Hausärzten durchgeführt, ist die Wirkstärke nicht nur durch das Substitutionsmittel bedingt,
sondern durch einen auf Kommunikation aufbauenden begleitenden Therapieplan bei Akzeptanz einer schweren Abhängigkeit. Die weltweit größte sechsjährige Follow-up-Studie dazu mit
2.600 eingeschlossenen PAtienten wurde in Deutschland mit Mitteln des BMFT durchgeführt (PREMOS-Studie). Sie zeigt, wie weitgehend kritische Outcomes in einer weitgehend hausärztlich durchgeführten Langzeitbehandlung, die auf der Bereitschaft beruht, sich auf ein "schwieriges" Terrain zu begeben, gesenkt werden können:

Reduktion der Mortalität: 66%
Reduktion der Verelendung und Kriminalisierung: 80%
NNT für einen stabilen, beigebrauchsfreien Verlauf: 2 (!)
Besserung der psychischen Begleiterkrankungen: 69%
Kriminalisierungsrate: 3%  (vorher enorm zumeist durch Beschaffungskriminalität)

Behandlungsbereitschaft zu einer engagierten Betreuung von depressiven Ptienten in Hausarztpraxen: ca. 30 v.H. (Oldenburger Studie).


Pos. Auswirkungen auf Verläufe von depressiven Patienten im hausärztlichen Behandlungssetting (lt. Versorgungsforschung ca. 68% aller Patienten mit affektiven Störungen werden ausschließlich durch Hausärzte behandelt) sind nachgewiesen u.a. durch die Arbeiten von Prof. Gerlach u.a.,Frankfurt.
Die Prävalenz von depressiven Patienten in Hausarztpraxen: ca. 10 v.H.

Hinzu kommt der hohe Anteil an multimorbiden und chronisch Kranken, die ebenfalls in einem patientenzentrierten Ansatz nicht fragmentiert werden dürfen.
Allein die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin hat eine Meta-Leitlinie für "Multimorbidität" vorgelegt , die das komplexe Geschehen und Entscheidungs- und Betreuungsfeld darlegt und eine hohe Aufmerksamkeit erfordert.

Die hausärztlich breit gefächerte Behandlung als kontinuierliche und umfangreiche Behandlung benötigt also Ärztinnen und Ärzte, die nicht im Dauerstress arbeiten.
Dieser ist bedingt durch überlange Arbeitszeiten und hohe Patientenfrequenz.

 International und in Forschungsansätzen dazu werden überlange Arbeitszeiten als Arbeitszeiten von über  48 Wochenstunden definiert.
Die meisten Hausärzte in den Landkreisen liegen mit der Wochenarbeitszeit  weit darüber. Für Oberberg haben wir  918 Überstunden pro Jahr pro Hausarzt gegenüber angestellten
Ärzten ermittelt. Die Kolleginnen und Kollegen geben im QZ an, ihre Kapazitätsgrenzen erreicht zu haben mit 6-8 Patienten pro Stunde und 60-Wochenstunde.
Die meisten arbeiten also im "Stress-Modus" und zwar chronisch.

Das Burn-out- Risiko wird unter diesen BElastungen mit ca. 30% eingeschätzt.

Sowohl im Qualitätszirkel  als auch in  für das IhF durchgeführten 2 Seminaren zu "Kommunikation in der Hausarztpraxis" als interaktives Format Reflexion zu den  Arbeitsbedingungen und Wahrnehmung zur Arzt-Patienteninteraktion unter Stress der Kollegen wurde eine 10-Minuten Termin-Taktung als sinnvoll angesehen, ebenfalls Pausenzeiten (Mittagspause), und Triagierung zu Patientenanliegen.

Wenn man eine 10 Minuten-Taktung  konsentiert als sinnvoll annimmt , um nicht im Stress-Modus zu arbeiten, und eine 40 Wochenstunde zugrundelegt inkl. Büroarbeit und Fortbildung ,kommt man  bei einer aus der Literatur entnommenen durchschnittlichen Häufigkeit von Arzt-Patienten-Kontakten und eigenen Ermittlungen zu folgenden Ergebnissen:

40-Stunden-Hausarzttätigkeit ohne chron. Dauerbelastung:

740 Behandlungsfälle pro Quartal als Kapazitätsgrenze


20-Stunden-Hausarzttätigkeit "                                               :

370 Behandlungfälle pro Quartal als Kapazitätsgrenze


26-Stunden-Hausarzttätigkeit "  (bei Mix von Vollzeit- und Teilzeitstellen in Hausarztzentren):

444 Behandlungsfälle pro Quartal als Kapazitätsgrenze.

Durch Delegation an qualifiziertes Personal (VerAH, EVA) kann es zu Verschiebungen kommen (u.E. max. 10-12 Prozent).

Technik und Digitalisierung müssen ergänzend eingesetzt werden und dürfen zu keiner höheren zeitlichen Beanspruchung führen, was das Anspruchsniveau an Funktionalität und Workflow definiert und bei Innovationen kritisch geprüft werden muss.

Die Bürokratielast muss eindeutig gesenkt werden und ebenfalls die Androhung durch Sanktionen, die als Hintergrundbedrohung stressverstärkend wirken.

Die Körperschaften sollten diesbezüglich eine mehr schützende Funktion wahrnehmen oder die Berufsverbände sich als starke und auch kampfbereite Interessenverbände
entwickeln. Viele Kolleginnen und Kollegen haben diesbezüglich desillusionierende Erfahrungen gemacht und versuchen, "Überlebensstrategien" zu entwickeln oder opfern sich
im altruistischen Ideal auf.
Ohne klare Botschaft hinsichtlich Solidarität und Schutzbedürfnis und Eingehen auf die subjektiv belastenden Faktoren kommen wir nicht weiter, wenn wir nur "besseres" Vertragsmanagement oder "bessere" Qualifikationen i.S. eines besseren Funktionieren im Systems anbieten.


Das sind unseres Erachtens  auch genau die Botschaften für den Nachwuchs: Wir kämpfen gegen Selbstausbeutung und stellen die hausärztliche Versorgung auf gesunde Füße, in den Landkreisen (Mehrzahl der Bevölkerung) wie auch in den Städten. Ganz gleich, ob alleine niedergelassen oder in BAG: der Rahmen muss stimmen und die Arbeitsbedingungen, dann kann man in diesem vielfältigen Beruf wunderbar arbeiten und mit den Belastungen umgehen.


Wer das Interview von Prof.Wasem in der Ärztezeitung gelesen hat und die Konstruktion des G-BA (13-er Gremium mit drei Unparteiischen und sonst: KBV,DKG, GKV-SpiBu) weiß, dass die Faktoren Arbeitsbelastung und Folgen in diesem System keinerlei Beachtung finden und über Richtlinien nur Soll-Bestimmungen formuliert werden und ein "wissenschaftlich" formuliertes Entgeltsystem.


Die Folgen werden also privatisiert. Das trifft auch für den Arbeitsplatz Krankenhaus zu. Die Abstimmung mit den Füßen zeichnet sich ja schon ab.

Wenn es also gelingt, ein  fürsorgliches System zu implementieren, werden wir  Zulauf bekommen, wenn wir uns nur am bürokratischen Management beteiligen, werden wir scheitern.

 

 

 

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