Hausärzteverband Oberbergischer Kreis
Hausärzteverband Oberbergischer Kreis

HITZE-Newsletter vom 21.06.2019

HITZE-NEWSLETTER des oberbergischen Hausärzteverbandes

Heute vormittag kam vom DWD eine Hitzewarnung 
ab dem 25.06.2019 für den Oberbergischen Kreis:
Mehr als zwei Tage in der Folge Temperaturen > 30 Grad
und fehlende Nachttemperaturabsenkung.

Bei Hitzewellen steigen Erkrankungen und Exzess-
Mortalität an. 
Besonders gefährdet:
Kleinkinder
Senioren
Patienten mit KHK,Herzinsuffizienz, Niereninsuffizienz,
 Diabetes mellitus, Lungenemphysem,COPD, 
psychischen Erkrankungen.

Die durchschnittliche Mortalität erhöht sich während 
einer Hitzewelle um 8-12 %, bei Hochbetagten 
versterben ungeschützt 300 von 100.000.

Die Entwicklungen hängen ab von Ausmaß und Dauer 
einer Hitzewelle. Seit 2010 nehmen im Rahmen der 
Klimakrise die Häufigkeit und Intensität zu.
Die ersten Zahlen von 2018 (18 Hitzetage im 
Frankfurter Raum) liegen vor und wurden vom RKI 
veröffentlicht:
Schätzung der Zahl hitzebedingter Sterbefälle und 
Betrachtung der Exzess-Mortalität; Berlin und Hessen, Sommer 2018

Basismaßnahmen können sofort über Hausarztpraxen auf 
vulnerable Gruppen kommuniziert werden. 
Damit übernehmen Hausarztpraxen als "Frontliner" eine 
wichtige Funktion.
Wir haben die Basis-Ratschläge auf unerser Homepage 
zusammengefasst. Wichtig in diesem Zusammenhang ist 
auch die Betrachtung von Medikamenten, die bei 
Hitzeexposition
problematisch sein können. 
Dazu ebenfalls eine Listung auf der Homepage:
https://www.hausaerzte-oberberg.de/aktuelles/

Im Fokus der Risikobetrachtung stehen 
alleinstehende Senioren . 
Hier kann eine familiäre und nachbarschaftliche Fürsorge 
hilfreich sein und ebenfalls bürgerschaftliches Engagement 
in den Stadtteilen("Hitzepaten").

Tätigkeiten im Freien sind risikobehaftet. 
Auf Baustellen werden bereits "Kühlcontainer" 
bereitgestellt.
Im Rahmen kommunaler Hitzeaktionspläne wird zur 
Gefahrenabwehr ebenfalls die Bereitstellung von 
Schutzräumen eine Rolle spielen, mobile Trinkbrunnen usw.

Wenn sich Hitzewellen zu Großschadensereignissen 
auswachsen, was im Rahmen der zunehmenden Klimakrise 
auftreten kann, werden Rettungsdienst und Ärztlicher 
Notdienst vor neue organisatorische Herausforderungen
gestellt werden bei gleichzeitiger Hitzebelastung 
der Einsatzkräfte. In Hitzeszenarien lässt die 
Arbeitskraft um ca. 30 Prozent nach bei gleichzeitig 
hohem Arbeitsanfall.
Auch auf institutioneller Ebene (Arztpraxis, Pflegedienst, 
Pflegeeinrichtung,Krankenhaus) werden organisatorische
 und technische Maßnahmen zur Schadensminderung getroffen werden müssen.

Alle diese Entwicklungen sind den massiven Klimaänderungen 
geschuldet, die sich durch den erhöhten Strahlungseffekt 
der in der Atmosphäre gelagerten CO2-Massen seit 1851 vowiegend 
durch die Industriestaaten(82 Prozent Anteil) ergeben 
und zu einer bisherigen Erhöhung der Erdtemperatur von 1 Grad Celsius 
geführt haben. 
Damit diese Erderhitzung auf 1,5 Grad begrenzt wird, 
beträgt das Rest-CO2-Budget weltweit noch ca. 390 Gt CO2 durch fossile Verbrennungen 
bei aktuell 41 Gt jährlich. 
Die aktuellen Klimaschutzempfehlungen lauten, die Wärmestrahlung pro m2 auf 2,6 Watt 
über dem vorindustriellen Level zu begrenzen, um bei
maximal 450 ppm CO2 in der Atmosphäre das 1,5 Grad-Ziel 
zu erreichen. Aktuell sind wir noch auf dem RCP-8,5-Scenario ("Weiter-So-Scenario"), 
was noch in diesem Jahrhundert eine solche Heißzeit bescheren wird,
dass die Erdsysteme instabil werden, Extremwetterlagen die Erde beherrschen, 
die Nahrungsgrundlagen schrumpfen und große Teile Afrikas und Zentralasiens 
sowie die Küstenregionen unbewohnbar würden.
Die Bank von England (CEO Sarah Breeden im April 2019) beziffert die Schäden 
in einem solchen Szenario auf 10 Billionen Dollar bei Bedrohung 
der Finanzwirtschaft, die dann auch die ökologische Katastrophe 
nicht mehr beherrschen kann.
Was dann von einem Gesundheitswesen übrig bleibt, ist fraglich.
Es ist also dringend geraten, eine schnelle Decarbonisierung und 
eine Transformation in den Bereichen Energie,Verkehr, Gebäude, Agrarwirtschaft 
und Nahrungsmittelproduktion herbeizuführen, deren Kosten mit 2 Prozent
GDP beziffert werden für den Benefit einer lebenswerten Zukunft.
Die 40 größten Städte weltweit ("40Cities") mit 800 Mio. Einwohner*innen, 
koordiniert durch die Bürgermeisterin von Paris Anne Hidalgo, 
sind schon auf dem Transformationspfad.
Dieser wurde durch den Weltklimarat im Oktober 2018 im 1,5 Special Report 
für Politiker folgendermaßen charakterisiert (Punkt C.2):

"Pfade, welche die globale Erwärmung ohne oder mit geringer
Überschreitung auf 1,5 °C begrenzen, würden schnelle und weitreichende
Systemübergänge in Energie-, Land-, Stadt- und Infrastruktur- (einschließlich
Verkehr und Ge bäude) sowie in Industriesystemen erfordern (hohes Vertrauen).
Diese Systemübergänge sind beispiellos bezüglich ihres Ausmaßes, aber nicht
unbedingt bezüglich der Geschwindigkeit, und setzen einschneidende
Emissionsminde rungen in allen Sektoren, ein breites Portfolio von
Minderungsmöglichkeiten und ein bedeutendes Anwachsen der Investitionen in
diese Optionen voraus (mittleres Vertrauen)."
Wer zum Zusammenhang zwischen Klimawandel und Gesundheit nachlesen möchte, 
sei auf die aktuelle Veröffentlichung von EASAC zum Thema verwiesen.
EASAC ist ein Zusammenschluss der nationalen 
Wissenschaftsgesellschaften der EU (in Deutschland: Leopoldina):
The imperative of climate action to protect human health in Europe


 

 

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