Hausärztinnen- und Hausärzteverband Oberberg
Hausärztinnen- und Hausärzteverband Oberberg

Klimavorsorge und -anpassung

Wir sind schon mittendrin im Klimawandel: Zunahme von Extremwetterereignissen (Starkregen,Hochwasser, anhaltende Hitzeperioden und Stürme). Mit Einhalten des 1,5-Grad-Zieles (1,5 Grad Erderwärmung zum vorindustriellen Zeitalter; aktuell haben wir bereits die 1-Grad-Marke erreicht) müssen auch  Infrastruktur (Wohngebäude, Arbeitsplätze, Schulen, Pflegeeinrichtungen, Krankenhäuser, Hochwasserschutz) vorbereitet und angepasst werden.

Neben den Klimaschutzzielen sind ebenfalls Anpassungsstrategien erforderlich.Erfolgen diese nicht, drohen mehrere Tausend Tote jöhrlich durch Hitzefolgen. Vulnerable Gruppen: Kleinkinder,Senioren, chronisch kranke Menschen.

Ebenfalls deutlich nachlassende Leistungsfähigkeit (körperlich und geistig) und Zunahme psychischer Erkrankungen.

 

Klimavorsorgeportal des Bundes

 

Klimaschutzgesetz NRW (2021)

 

 

Klimavorsorgestrategie der Region Köln-Bonn

 

Landesanstalt LANUV zu "Klima"

 

Datum: 20.11.2021

 

Deutsche Anpassungsstrategie: Monitoring 2019 am 26.11.2019 in Berlin vorgestellt- Ein Bericht

Der Vorsitzende des oberbergischen Hausärzteverbandes nahm am "nationalen Dialog" zum Monitoring 2019 in Berlin teil und berichtet:

 

Guten Morgen,

ich begrüße den Beschluss des Europaparlaments zum "Klimanotstand". weder in der Klimaschutz- noch -anpassungspolitik darf es weitere Verzögerungen geben!
Im Gegenteil: Engagement, Tempo und finanzierte Maßnahmen müssen zunehmen, damit bei einer schnell erreichten Klimaneutraliät die Folgen und damit die Lebensbedingungen beherrschbar bleiben und in einem lebenswerten Rahmen gestaltet werden können.

 

Ich bin gerade zurück aus Berlin vom "Nationalen Dialog " zur Deutschen Anpassungsstrategie.


In den Medien wurde berichtet zu dem Monitoring 2019 zu den Klimawandelfolgen in Deutschland in mehreren Handlungsfeldern, darunter ebenfalls das Handlungsfeld Gesundheit mit den Themengebieten Hitzewellen, Vektoren, Cyanobakterien und Pollenausbreitungen.

 

Zeitgleich fanden die großen Treckerdemonstrationen der Landwirte statt, die ich am Potsdamer Bhf. kurz hautnah erlebte.

 

Im Monitoring geht es ebenfalls um Wald, Landwirtschaft und Meeresanstieg sowie Starkregenereignisse.
Der Bericht wurde unter Beteiligung von 28 Behörden und über 200 Beteiligten erstellt.

 

https://www.klivoportal.de/DE/Aktuelles/monitoringbericht2019.html

 

Am Anfang gab es nach Einleitung durch die Präsidentin des Umweltbundesamtes eine Diskussionsrunde von Parlamentarischen Staatssekretären der Ministerien für Umwelt, Verkehr und Landwirtschaft sowie des Präsidenten des Bundesamtes für Zivil- und Katastrophenschutz.


Ein Zitat : "Es gibt kein Land, welches ein so konkretes Klimaschutzgesetz hat und gleichzeitig aus der Atomkraft aussteigt". oder " Wir sind froh, dass es für die Landwirtschaft keine CO2- Bepreisung gibt und wir über andere Maßnahmen gehen. Wir hätten sonst eine Spaltung in " gute" und "schlechte" Landwirte."

 

Das waren die politischen Botschaften der Regierungsvertreter.

 

Danach fing ein insgesamt 6-stündiger Arbeitsprozess der anwesenden Vertreter von Fachbehörden und Verbänden an , zeitweise in Kleingruppen, zu insgesamt 6 Themenbereichen. Der Prozess wurde dokumentiert und zusammengefasst und fokussierte auf Maßnahmen in den Handlungsfeldern und unterstützende Instrumente (ordnungspolitisch, finanziell, beratend). Die große Übereinstimmung: es muss jetzt endlich mehr und verbindlich getan werden und bedarf entsprechender Regelungen bis hin zu Eingriffsrechten der Kommunen über Baurecht und Bauordnung.
Die Ergebnisse sollen in die Weiterentwicklung und Umsetzung der Deutschen Anpassungsstrategie hineinmünden.

 

Ich selbst war aufgrund meiner Mitarbeit im Klimadapt-Netzwerk des Umweltbundesamtes für den Hausärzteverbans Nordrhein seit 03/2019 eingeladen und saß in der Abschlussdiskussion auf dem Podium in einer Fish-Bowl- Diskussion zusammen mit Dr. Veronika Wirth, Leiterin des Sachgebiets Ressourcenschutz im Referat für Gesundheit und Umwelt der Landeshauptstadt München und
Carsten Linke, Referat T 14, Klimaschutz, Luftqualität, Nachhaltigkeit, Landesamt für Umwelt, Brandenburg.

 

In meinem auf 5 Minuten begrenzten Statement habe ich folgende Positionen dargestellt:

 

1. Die jetzt geborenen Kinder benötigen weltweit eine sichere und nicht durch den Klimawandel gefährdete Zukunft, was sowohl den Aufbau resilienter Strukturen als auch Klimaschutzmaßnahmen beinhaltet. Es kann nicht angehen, dass während einer Hitzewelle geborene Kinder und ihre Mütter als auch Senioren und andere Risikogruppen sowohl in Einrichtungen des Gesundheitswesens als auch den Kommunen ungeschützt und damit gefährdet sind bei fehlenden Hitzeaktionsplänen und den in Deutschland angewandten Klimamodellen mit bereits dokumentierter und weiterhin zunehmender Gefahr durch Hitzewellen. Sicherzustellen, dass die jetzt geborenen Kinder nicht durch den Klimawandel in ihrer Lebensperspektive begrenzt werden, ist das Motto des weltweit von 24 Wissenschaftszentren erstellten und koordinierten sowie quantifizierten "Lancet-Countdown" zu 41 Gesundheitsindikatoren bei Klimawandel , der am 14.11.2019 auch in Berlin bei der Bundespressekonferenz vorgestellt wurde durch Charité, PIK und Bundesärztekammer in einem "Policy-Briefing" für Deutschland und stellt somit einen klaren Auftrag für alle Akteure dar.

 

2. Das beratene Leitbild resilienter urbaner Lebensräume mit allen Maßnahmen der Adaptation in Planung und Umsetzungsstrategien sei neben Klimaschutzmaßnahmen das wirkungsvollste Präventionskonzept für die Kinder und die Bevölkerung . Es sei notwendig, dass dieses Thema vom BMG aufgegriffen und in Kooperation mit anderen Ministerien, u.a. dem Umweltministerium , Umsetzungsstrategien entwickelt würden. Für den Aufbau resilienter Strukturen im Gesundheitswesen sowohl im stationären Bereich, der hinsichtlich der Baupauschalen durch die Länder unterfinanziert sei, als auch im ambulanten Bereich, müssten die notwendigen Finazierungsinstrumente bereitgestellt werden, wie dieses z. B. im Bereich eHealth und Digitalisierung erfolge.

 

3. Da Hitzewellen die Dimension eines Großschadensereignisses entwickeln könnten bei weiterem Anstieg der globalen und regionalen Temperaturen und große Bevölkerungsgruppen in der Fläche gefährlich bedrohen könnten, seien bei Übersteigen von 38 Grad wie in Frankreich besondere Organisations- und Alarmierungskonzepte sowie eine regionale koordinierte Einsatzsteuerung von Rettungsdienst und ärztlichem Notdienst sinnvoll. In Frankreich löst diese Stufe der "maximalen Alarmierung" eine Aktivierung aller Katastrophen- und Zivilschutzkräfte sowie der Gesundheitseinrichtungen aus, die organisatorisch vorbereitet sind. Da eine thermische Belastung dieser Größenordnung tödliche Risiken darstellt bei Erhitzung der Gebäude, sind besondere Schutz- und Organisationskonzepte erforderlich.

 

4. Alle Maßnahmen bedürfen einer positiven lösungs- und werteorientierten Kommunikation. Es gäbe sowohl in der Bevölkerung als auch in der Ärzteschaft bei grundsätzlicher Anerkennung, dass der Klimawandel eine Gefährdung darstelle, eine große Unsicherheit zu den möglichen Wegen. Der Schutzaspekt und die Perspektive gesunder Lebensräume können eine positive Wirkung entfalten und mit integrierten Handlungskonzepten unterlegt werden.

 

Weitere Anmerkungen:
die Starkregenereignisse mit massiven materiellen Schäden und Verletzungen durch Überflutungen folgen nicht den Flussläufen, sondern können sich überall ereignen.
In Baden-Württemberg wurden moderne hochauflösende Instrumente für Risikoanalysen und abgeleitetes Risikomanagement 2016 entwickelt, die auch seit 2018 für NRW empfohlen werden (s. KLIVO-Portal). Für dieses Risikomanagemt stehen Fördermittel bereit. Zu den Verantwortlickeiten der Kommunen s. Anlage.
Die Schadenshöhe pro Schadensfall durch Starkregenüberflutungen nach Auskunft der Versicherungswirtschaft betrug bislang im Mittel 5.035 Euro, Verletzungsfolgen hängen ab von Überflutungshöhe und Strömungsgeschwindigkeit des wildfließenden Oberflächenwassers und mitgerissener Gegenstände.
In der Klimawandelvorsorgestrategie der Region Köln Bonn sind die Sturzregenereignisse noch topographisch den Flussystemen zugeordnet, es wird aber darauf hingewiesen, dass es überall auftreten kann, wie dieses in BaWü analysiert wurde. Was die Kommunen tun können, ist in Kapitel 8 aufgeführt. Dabei ist die Anmerkung auf S. 119 kennzeichnend:

" Um den Anpassungsprozess auf der kommunalen
Ebene weiter voranzubringen, kommt der Kommunalverwaltung eine zentrale Rolle zu: Ausgehend von Planungs- und Umweltämtern muss das Thema Klimaanpassung in alle betroffenen kommunalen Fachabteilungen hineingetragen werden, beispielsweise über gemeinsame Sitzungen und durch intensive Gremienarbeit. Dieser Transferprozess ist jedoch kein Selbstläufer: Er erfordert Initiative, aber auch personelle Ressourcen."

 

Folgende Maßnahmen hängen also von den kommunalen Initiativen ab:
- Hitzeaaktionspläne
- Starkregen-Risikomanagement
- Freiraumflächengestaltung
- Multifunktionale Flächennutzung z.B. im Rahmen des Starkregenschutzes

 

Freiflächengestaltung als grüne Inseln mit Mehrfachfunktion: klimarelevante Fläche, Wasserauffangfläche bei Starkregenereignissen, Bewegungsraum zur Förderung der Nahmobilität, für Kinder etc. sind Elemente einer gesunden und nachhaltigen Stadtentwicklung.

Die mit einer verbesserten Nahmobilität einhergehenden gesundheitlichen Effekte inkl. bewegungsfördernder Raumgestaltung für Kinder und Erwachsene hätten einen enormen gesundheitlichen Gewinn. Bewegung und Ernährung insgesamt sind die effektivsten Präventionsmaßnahmen überhaupt. Eine urbane nachhaltige Raumentwicklung wie in Stockholm senkt bei dem zunehmend bewegungsaktiven Teil der Bevölkerung die Erkrankungsquote um ca. 3O Prozent zu Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen, Übergewicht, muskuloskelaten Erkrankungen und Demenz.
Ebenfalls zeigen sich im Kontakt mit Naturflächen in der Stadt Auswirkungen auf das Immunsystem und auf psychische Faktoren sowie Stressminderung. Die Zielvorstellung für resiliente urbane Räume sind " grüne und blaue" Freiräume.

Der Staatssekretär des Landwirtschaftsministeriums wies auf Anforderungen an eine nachhaltige Landwirtschaft hin, für die Anreize gesetzt werden sollten, wobei "Humuspflege" eine bedeutsame Rolle spiele und Gegenstand der Forschung sei.
In der Fachdiskussion später fiel der Begriff der "Ökosystempflege" in der Landwirtschaft.
Aus dieser Zielsetzung könnte eine zusätzlich positiv abgeleitete Funktion für Landwirte entstehen als nachhaltige Systempfleger zum Erhalt von Ökosystemen . Dieses dient dem Allgemeinwohl.

Zusammenfassend ist es wichtig, sich mit dem Monitoring- Bericht auch in Abgleich mit den regionalen Klimawandelvorsorgestrategien auseinanderzusetzen und in den Kommunen und Organisationen, Verbänden zum Thema zu machen und notwendige Maßnahmen zu entwickeln.

Im Rahmen der Gefahrenabwehr vordringlich sind Hitzeaktionspläne und der Anschluss an das Warnsystem des Deutschen Wetterdienstes.

Viele Informationen zu allen aufgeführten Quellen und Dokumente für Kommunen und Kreise finden sich im Klimavorsorgeportal:


https://www.klivoportal.de/DE/Home/home_node.html

 

Mit besten Grüßen

Ralph Krolewski

 
Gummersbach, den 28.11.2019

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