Hausärztinnen- und Hausärzteverband Oberberg
Hausärztinnen- und Hausärzteverband Oberberg

Pressemitteilung vom 13.05.2024 Klimaschutz ist Gesundheitsschutz

PRESSEMITTEILUNG  13.05.2024
 
Enorm hohe Emissionen bei der Gesundheitsversorgung in Deutschland pro Kopf werden in einem aktuellen Bericht zu Klimawandel und Gesundheit von Hunderten von Wissenschaftler:innen dargestellt.
In anderen europäischen Ländern wie Frankreich,Spanien, Griechenland mit höherer Lebenserwartung weniger als die Hälfte dieser Emissionen !
Deshalb ist eine koordinierte hausärztliche  Versorgung zur Schonung von Ressourcen, Personal, Abfällen und Energieverbrauch und verminderten Emissionen wichtig.
 
 
Heute wurde der Lancet Countdown 2024 zu Europa in London veröffentlicht, ein ehrgeiziges wissenschaftliches Projekt, welches seit Jahren in 42 Feldern mit Hunderten von Wissenschaftler:innen die Auswirkungen der Klima-Krise auf die Gesundheit nicht nur beschreibt, sondern in der Entwicklung zahlenmäßig quantitativ darstellt.
 
Dr. Krolewski: "Seit Jahren verfolge ich diese Veröffentlichungen, welche auch unter anderem dazu führen, dass 2018 bei der Weltklimakonferenz in Katowice der WHO-Chef Ghebreyesus die Klimakrise als die größte Gesundheitskrise bezeichnet hat und das Paris-Abkommen zur Eindämmung der Destabilisierung des Klima-Systems unseres Planeten und einer maximalen Erderwärmung von unter 2 Grad als das wichtigste Gesundheitsabkommen. Die jetzt veröffentlichten Zahlen zeigen, dass die Gesundheit der Menschen in Europa bei weiter steigenden Emissionen immer mehr Schaden nimmt mit körperlichen und psychischen Auswirkungen. Hitzewellen mit tödlichen Risiken, Produktionsausfällen, landwirtschaftliche Schäden mit Auswirkungen auf die Nahrungsproduktion, vorzeitige Todesfälle durch Luftschadstoffe und sich ausbreitende Erkrankungen durch Vektoren wie Mücken kennzeichnen eine neue und sich verschärfende Realität, der mit gesteigerter Klimaschutzpolitik und Schutzmaßnahmen im Rahmen von Anpassungsmaßnahmen begegnet werden muss."
 
Im Anhang ist die deutschsprachige Zusammenfassung des Reports zu finden. Keine Gegend ist von den Folgen verschont. Das Gesundheitswesen verbraucht selbst viel Energie, stoffliche Materialien und erzeugt viel Abfall und Treibhausgasemissionen. Pro Kopf der Bevölkerung für Gesundheitsleistungen in Deutschland entstehen dabei 720 kg CO2, was einer PKW-Fahrstrecke mit einem Verbrenner von 5.040 km entspricht. Dadurch wird die erderwärmung vorangetrieben. In Frankreich,Spanien,Griechenland und den Niederlanden liegen die gesundheitsspezifischen Emissionen um mindestens 50% darunter bei höherer Lebenserwartung. 18,2 Prozent der Emissionen in Europa entstehen durch Waren, die z.B. in China für den hiesigen Verbrauch produziert werden und über 30 Prozent der Feinstaubemissionen, durch die in den Ländern der Produktion Menschen vorzeitig sterben.
 
Wir haben im Nordrheinischen Hausärztinnen- und Hausärzteverband ein Strategiepapier im vergangenen Jahr veröffentlicht, welches die Bedeutung von Hausarztpraxen und ihren Teams bei Klimaschutz und Klimaadaption darstellt.
Auf dieses Papier wurde ebenfalls von der Landesanstalt für Natur-, Umwelt- und Verbraucherschutz im Newsletter zum "Klimaatlas NRW" im Mai 2023 hingewiesen.
 
In der Sektion "Klimawandel und Gesundheit" der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin , die wir 2019 mit ein paar Aktiven gegründet haben , wurden die Gedanken zu Klimaschutz im Gesundheitswesen auch in Leitlinien eingebracht, z.B.
in der neuen Version von "Schutz vor Über- und Unterversorgung - gemeinsam entscheiden (Living Guideline)" vom April 2024.
 
In dieser Leitlinie heißt es: "Schätzungen gehen in westlichen Ländern von bis zu 30 % nutzlosen und 10 % sogar schädlichen medizinischen Leistungen aus – eine andere Arbeit berichtet von 15 % Überversorgung.
Zum Beispiel wurde in englischen Hausarztpraxen ein viermal zu häufiger Antibiotikaeinsatz nachgewiesen . Auch werden in Deutschland doppelt so viele perkutane Coronarinterventionen (PCI) durchgeführt wie im europäischen Vergleich – medizinisch gibt es dafür wohl kaum eine Erklärung . Der „Vermeidbare Schaden“ durch Überversorgung kann deshalb durchaus auch als Klima- und Umweltschaden gesehen werden. Da Überversorgung im Bereich technischer Interventionen, Medikamentenabgaben und unnötiger Konsultationen (Verkehr) stattfindet , nehmen wir an, dass in Deutschland etwa 0,1-0,25 Tonnen CO2 pro Kopf durch Überversorgung entsteht.
"
 
Im hoch motorisierten Oberbergischen Kreis sind nach Daten der AOK , welche in der Kommunalen Gesundheitskonferenz 2023 berichtet wurden, in der Lockdown-Zeit mit verringerten Verkehrsemissionen die Zahlen an Herzinfarkten und Schlaganfällen um 18 Prozent zurück gegangen. Ein Projekt des Campus Gummersbach der Fachhochschule Köln mit Fördermitteln des Bundes zu Luftschadstoffmessungen in Gummersbach und geplanten Bürgerveranstaltungen dazu wurde leider durch die Pandemie ausgehebelt. Im Oberbergischen Kreis kennt bislang niemand die Werte der Luftschadstoffe an verkehrsreichen Straßen und aus anderen Quellen wie Kaminbränden.
 
Dr. Krolewski: " Die Europäische Union hat jetzt die Grenzwerte zur Luftreinhaltungsrichtlinie nach den Empfehlungen der WHO gesenkt, was von der Bundesärztekammer und anderen Organisationen begrüßt wurde. So kann der Verlust von durchschnittlich 2,9 Lebensjahren durch Luftschadstoffe gesenkt werden. Satellitenmessungen zu Luftschadstoffen in Verbindung mit Ausbreitungsmodellen und Belastungsberechnungen führen zu Sterblichkeitsermittlungen durch Luftschadstoffe für Bevölkerungen, in Deutschland 74.000 PErsonen pro Jahr und in Europa 460.000 Personen."
 
Gesunde Regionen müssen sich um diese Zusammenhänge kümmern, präventive Maßnahmen ergreifen, sich um eine Luftreinhaltung durch Verkehrsmaßnahmen kümmern und durch gesunde Lebensverhältnisse die Krankheitslast um bis zu 20 Prozent senken bei deutlich geringerem Material- und Energieverbauch, geringeren Abfallmengen und geringeren Emissionen.
 
 
 
Dr.med. Ralph Krolewski
Facharzt für Allgemeinmedizin
-Psychotherapie-
Dümmlinghauser Str. 76
51647 Gummersbach
Tel. (02261) 59840
Fax. (02261) 59981

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